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Manifeste für den Frieden (Teil 3)



Seit der Französischen Revolution hat die Menschheit beachtliche Fortschritte vor allem für den inneren Frieden und die Demokratie erzielt, ein Fortschritt für den Frieden innerhalb und zwischen vielen Staaten lässt dagegen immer noch auf sich warten. Selbst Staaten mit demokratischer Ver-fassung und Kultur führten in der Vergangenheit und führen auch heute Krieg zur Durchsetzung ihrer Interessen gegen andere Staaten. Kolonialismus, zwei Weltkriege, das gigantische Wettrüsten zwischen den Machtblöcken und unzählige Kriege nach dem Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Unreife und der mangelnden Fähigkeit, das Lebensprinzip »wenn es den anderen gut geht, dann geht es auch mir gut« zur Richtschnur jeglichen Handelns zu machen und dadurch auch die Grundlagen für innerstaatlichen wie zwischenstaatlichen Frieden zu legen. Gleichzeitig führt die Menschheit einen schleichenden Krieg gegen die Natur und zerstört seit Beginn der Industrialisierung mit wachsendem Tempo die natürlichen Lebensgrundlagen.

Die politischen Systeme erweisen sich zunehmend als unfähig, für existentielle Probleme zukunftsfähige Lösungen zu finden. Wir registrieren immer deutlicher eine tiefgreifende Demokratielücke. Wichtige Akteure der »großen Politik« begreifen sich als Vollstrecker der Interessen einer kleinen, wirtschaftlich mächtigen und politisch einflussreichen Elite. Die Anfälligkeit der gegenwärtigen politischen Systeme für ihre Instrumentalisierung zugunsten einer Elite ist eine der Hauptursachen für folgenreiche Ungleichgewichte und Spannungen, die in ökologische Verwüstungen, Armut und Elend, Fluchtbewegungen, Terrorismus und letztlich zu Kriegen führen.

Zur Bewältigung dieser Aufgabe rufen wir dazu auf, eine weltweite Koalition von gesellschaftlichen Kräften für Leben und Frieden zu bilden. Wir rufen alle Menschen dazu auf, ihre Erfahrungen, Kompetenzen und ihr Wissen, unabhängig von Parteien, in das jeweilige politische System einzu-bringen. Wir betrachten diese historische Aufgabe als einen Beitrag für die Weiterentwicklung der Demokratie und der menschlichen Zivilisation und gegen die Vernichtung von Leben. Wir wollen, dass Menschen neue Hoffnungen schöpfen, anstatt in Hoffnungslosigkeit, Lethargie und Misstrauen gegenüber der Zukunft zu verfallen. Wir wollen uns global vernetzen, um gemeinsam die Hindernisse auf diesem Weg zu bewältigen. Dabei ist uns bewusst, dass es erheblicher Ausdauer, Geduld, Weitsicht und schöpferischer Kraft bedarf, die Parteien und das Parlament von der Notwendigkeit der Übertragung eines Teils ihrer Macht und Legitimation zu Gunsten eines zivilgesell-schaftlich legitimierten Gegengewichts zu überzeugen. Irgendwann muss aber mit Engagement für diese höchst anspruchsvolle historische Aufgabe begonnen werden: Heute.

ErstunterzeichnerInnen:
Dr. Franz Alt, Egon Bahr, Thilo Bode, Michael Bouteiller, Dr. Dieter Bricke, Daniela Dahn, Gerhard Diefenbach, Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Brigitte Erler, Helmut Frenz, Prof. Dr. Ulrich Gottstein, Jür-gen Grässlin, Jörn Heher, Irmgard Heilberger, Prof. Dr. Johannes Heinrichs, Prof. Dr. Heinz Hilgers, Willi Hoss, Prof. Dr. Siegfried und Dr. Margarete Jäger, Prof. Dr. Walter Jens, Heiko Kauffmann, Prof. Dr. Ekkehard Krippendorf, Christiane Lammers, Herbert Leuninger, Volker Lindemann, Barba-ra Lochbihler, Dr. Heinz Loquai, Prof. Dr. Dr. Dieter S. Lutz, Prof. Dr. Mohssen Massarrat, Dr. Till Müller-Heidelberg, Prof. Dr. Oskar Negt, Leonie Ossowski, Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter, Peter Rühmkorf, Halo Saibold, Prof. Dr. Michael Schneider, Axel Schmidt-Gödelitz, Friedrich Schor-lemmer, Heide Schütz, Dr. Reiner Steinweg, Frank Uhe, Peter Vonnahme, Dr. Reinhard Voß, Wal-ter Wilken.

Weitere Infos: <a href="http://www.ippnw.de/frieden/aufruf.htm">http://www.ippnw.de/frieden/aufruf.htm