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Kette gegen Krieg (31.03.2003)



Am vergangenen Samstag verbanden 30 - 40.000 Menschen die Friedenssäle im Münsteraner und im Osnabrücker Rathaus. In ihnen wurde 1648 der Westfälische Frieden geschlossen.

Von Mario A. Sarcletti

Da standen sie nun Hand in Hand. Der Bauer neben dem Beamten, der Punk neben dem Angestellten. Sehr viel hatten die unterschiedlichen Menschen nicht gemeinsam, die am 29. März die Friedenssäle von Osnabrück und Münster mit einer Menschenkette verbanden. Aber eines einte sie: Die Ablehnung des Krieges gegen den Irak.

Zu der Kette aufgerufen hatten verschiedene westfälische Friedensgruppen. Sie hatten die - eigentlich naheliegende - Idee, mit einer Menschenkette zwischen den beiden Städten gegen den Krieg im Irak zu protestieren. In ihnen wurde 1648 der Westfälische Frieden besiegelt, der den Dreißigjährigen Krieg beendet. Der Westfälische Frieden gilt als Beginn des Völkerrechts. Nicht mehr einzelne Potentaten sollten über Krieg und Frieden entscheiden, vielmehr sollten die Staaten, unabhängig von ihrer Größe und ihrem militärischen Potential, ihre Konflikte durch Verhandlungen zu lösen versuchen. Zudem steht der Friedensschluss von 1648 für religiöse Toleranz, waren es doch auch religiöse Meinungsverschiedenheiten, die als Gründe für den damaligen Krieg genutzt wurden.

Die symbolische Bedeutung des Westfälischen Friedens für den Krieg gegen den Irak liegt auf der Hand. Das verstanden auch etwa vierzigtausend Menschen die sich Samstag Mittag an der Straße von Münster nach Osnabrück einfanden. Zum Teil standen sie an genau der selben Strecke, die 1648 ein Friedensreiter zurücklegte. Denn die Katholiken und Protestanten wollten nicht an einem Tisch sitzen. Erstere versammelten sich in Osnabrück, letztere in Münster, der Reiter sorgte für die Kommunikation. Um 14 Uhr schloss sich am Samstag die Kette. Während in Ladbergen ein interkonfessionelles Friedensgebet gesprochen wurde, traten an der Strecke Uhr die Teilnehmer der Demonstration in die Straßenmitte, wo sie einige Minuten schweigend verharrten.

Um die Menschenkette zu organisieren hatten Paten einen Teil der Strecke übernommen, organisierten Teilnehmer und meldeten, wenn die Kette geschlossen war. Nach Angaben der Organisatoren gab es nur einige kleinere Lücken. Auch das Bielefelder Friedensnetzwerk hatte zur Teilnahme an der Menschenkette aufgerufen. Am Treffpunkt am Siegriedplatz fanden sich jedoch nur relativ wenige Kettenglieder ein, um gemeinsam an der Veranstaltung teilzunehmen. Nur einer von zwei bestellten Bussen konnte von Bielefelder Friedensfreunden gefüllt werden. Winfried Engel, einer der Organisatoren des Bielefelder Friedensnetzwerkes, ist dennoch nicht enttäuscht. Jeder einzelne Teilnehmer bewirke etwas, so Engel. »Jeder ist wie die Schneeflocke, die den Ast unter der Last des Schnees brechen lassen kann«, erklärte er dem Webwecker.

Dass das Angebot des Friedensnetzwerkes mit dem Bus zur Kette zu fahren nicht so angenommen wurde wie erhofft, liegt vielleicht an der guten Organisation der Kettenveranstalter. Das Osnabrücker Friedensbüro hatte einen Bustransfer von Osnabrück an die Strecke organisiert, Friedensbewegte aus Bielefeld fuhren mit der Bahn nach Osnabrück. So mancher fuhr aber auch mit dem Auto direkt an die Strecke.

Die Veranstalter bewerten die Menschenkette als Erfolg. Von dem waren sie zu Beginn der Planungen nicht unbedingt überzeugt. »Ich weiß, das klingt total verrückt«, hatte eine der Initiatorinnen, Kathrin Vogler vom Mindener Bund für Soziale Verteidigung, die Idee noch eine Woche zuvor im Interview mit Hertz 87,9, dem CampusRadio Bielefeld, beschrieben.

Info: www.friedenskette.de