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Bielefelder Band des Friedens (Teil 2)



Die US-Bürger auf der Kundgebung stellten das andere Amerika dar, das Pastor a.D. Fritz Hufendieck in seiner Rede ansprach. »Wer sich jetzt an die Seite der USA stellt, muss zuerst sagen, welches Amerika er damit meint«, forderte das Urgestein der Bielefelder Friedensbewegung. »Angela, an die Seite von Saint George, dem Drachentöter, an die Seite des Öls, mit dem sie sich salbt, das ist unmöglich«, kritisierte Hufendieck die CDU-Vorsitzende Angela Merkel unter dem Jubel der Demonstranten. Er erinnerte an die Friedensdemonstrationen in den USA heute und an die gegen den Vietnam-Krieg, die er in New York miterlebt hatte. »Vergesst das andere Amerika nicht«, mahnte Hufendieck und gab diesem anderen Amerika Namen: »Ich will an der Seite von Martin Luther King stehen, an der von Dustin Hoffman und an der von Michael Moore.«

Fritz Hufendieck zitierte in seiner Rede einen offenen Brief des Filmemachers an George W. Bush. (http://www.michaelmoore.com/). »440 Tage ihrer Lügen habe ich überlebt, ich war mir nicht sicher, ob ich noch mehr ertragen könnte«, hatte Moore kurz vor Kriegsbeginn dem US-Präsidenten mitgeteilt. Und auch Hufendieck hat »die Nase voll«. Er habe es satt, die Gesichter von George W. Bush, Rumsfeld und Wolfowitz, dem stellvertretenden Verteidigungsminister zu sehen, Gesichter in denen sich die Arroganz der Macht spiegle. Und er habe die Bigotterie der US-Regierung satt, das Beten vor den Schlachtplänen, die Anrufung Gottes, so der Pastor. »Die Lästerung des Namens Gottes ist Blasphemie für Juden und Christenmenschen«, rief er in Richtung US-amerikanischer Gotteskrieger. »Ich habe es satt zu hören, »God bless America, our country« und gleichzeitig im Fernsehen die zerrissenen Kinderleiber im Irak zu sehen«, fügte Hufendieck hinzu.

Die Rede des Pastors a.D. wärmte die Menschen. Das Thermometer am Jahnplatz zeigte zwar zehn Grad, ein kalter Wind ließ die Menschen aber frieren, die anschließend das Bielefelder Friedensband knüpften. Im Vergleich zu den vergangenen Demonstrationen gegen den Krieg waren sehr viel weniger Jugendliche vor Ort, wie zuvor beteiligten sich aber viele Muslime. Kritik an den USA war natürlich auch auf den mehr als 1200 Metern weißen Stoff zu finden, die – versehen mit den Unterschriften von mehr als zehntausend Bürgern der Stadt – Jahnplatz und Sparrenburg verbanden. Da war auch manche eher unfundierte Stellungnahme zu lesen. So stand auf dem Band: »Bush ist doof und hat’n kleinen Schniepel«. Der Mittvierziger, der das Band an dieser Stelle hielt, konnte sich jedoch durchaus mit dem Spruch identifizieren: »Wenn man den Bush im Fernsehen sieht, kann man sich nur vorstellen, dass der einen total kleinen, impotenten Schniedel hat.«

Auf dem Band waren aber auch andere Sprüche zu lesen. So wünschte sich einer der Unterzeichner, dass »alle bei jedem Krieg ihren Missmut äußern würden.« Gegen 14 Uhr kam der Anfang des Bandes an der Sparrenburg an, das Ende war auf dem Jahnplatz. Das Band des Friedens war geknüpft. Das große Transparent, das die Spitze des Zuges gebildet hatte, wurde am Turm der Sparrenburg aufgezogen. Nun zierte der Spruch »Bielefeld sagt Nein zum Krieg« das Wahrzeichen der Stadt. Zur Burg getragen wurde das Transparent von Schülern und Schülerinnen. Die ließen sich von der Tatsache, dass, während sie ihren Widerstand gegen den Krieg ausdrückten, US-Truppen angeblich schon in Bagdad standen, nicht frustrieren: »Ob die großen Demonstrationen was gebracht haben, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall müssen die Leute sehen, dass die Jugendlichen und die Bürger überhaupt dagegen sind«, fand eine der Trägerinnen des Transparents und kündigte an, auch zukünftig ihren Protest zu äußern.