Die Gleiche, nicht die Selbe
Von Manfred HornMaartent Hart ist auch in Deutschland kein Unbekannter mehr. Seine Erfolgsromane »Das Wüten der ganzen Welt« und »Die Netzflickerin« machten ihn nicht nur in seiner Heimat, den Niederlanden, bekannt. Maartent Hart ist bekannt dafür, Zitate in seine Romane einzuarbeiten: Sei es Musik, auf die er anspielt oder philosophische Zugriffe. Auch vor religiösen Vorlagen schreckt er nicht zurück.
In seinem neuesten Buch »Die Sonnenuhr« wird es kleiner: Eine Zwischenwelt zwischen teuer eingerichtetem Apartment, künstlichen Fingernägeln und einem Chemielabor. Die Protagonisten leben weniger von eindeutigen sozialen Zuordnungen als von charakterlichen Macken, die Maartent Hart seinen Figuren einschreibt. Der Leser taucht so immer tiefer in eine subtil wirksame Welt ein: Bin ich wirklich ich oder das Abziehbild von jemand anderem? Woraus setzt sich Identität eigentlich zusammen? Die Protagonistin des Buches jedenfalls verkommt zusehends: Zu der Person, die ermordetet wurde und ihr, Leonie Kuyper, hinterlässt, den Katzen zu liebe genauso auszusehen, die gleichen Verhaltensweisen an den Tag zu legen wie sie.
Damit vollendet Maartent Hart die Kopiererei: Nicht nur die Geistesgeschichte wird offensichtlich und kursiv eingeflochten; durch die erzählerische Hintertür und ganz regulär stellt der Autor die existenzielle Frage nach dem Wesen des Menschen und dem, was eigentlich die Differenz zwischen Individuen ausmacht: In diesem Fall liegt die Existenz über lange Strecken in einem Prozess des lebendigen Zitates: Leonie Kuyper wird die Tote, lässt sie wiederauferstehen.
Nebenbei wird eine spannende Kriminalgeschichte erzählt und allerlei falsche Fährten gelegt. Das Buch weist keine Brüche auf, kennt aber sehr wohl Einbrüche, Spanner und andere skurielle Typen. Für die herbstlichen Leseabende empfehlenswerte Unterhaltung.
Maartent Hart: Die Sonnenuhr. Arche Verlag, 330 Seiten, 19,90 Euro. ISBN: 3716023116buch_eulenspiegel@gmx.de per Mail bestellen]