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Ausländer unerwünscht (13.08.2003)



Die Verordnung zum Studienkontengesetz droht die ausländischen Studierenden aus den nordrhein-westfälischen Unis zu vertreiben. Vielen stehen Studiengebühren von 650 Euro pro Semester ins Haus.

Von Mario A. Sarcletti

»Das ist doch Raubrittertum«, schimpft Werner Aufderlandwehr. Der Leiter des Akademischen Auslandsamtes an der Universität Bielefeld, sonst ein höflicher, zurückhaltender Mann, ist stinksauer. Was ihn so auf die Palme bringt ist der Entwurf der Verordnung zum Studienkontenführungsgesetz. Das Gesetz mit dem eher harmlosen Namen soll Geld in die Kassen des Landes NRW spülen, zahlen sollen so genannte Langzeitstudierende und Studierende, die bereits einen »berufsqualifizierenden Abschluss« erworben haben. Als Langzeitstudierende gelten diejenigen, die die Regelstudienzeit um das 1,5-fache überschritten haben. 650 Euro sollen sie meist ab dem vierzehnten Semester für jedes weitere bezahlen, mindestens bis 2007 sollen diese Gelder in den maroden Landeshaushalt fließen. Danach, versprechen Wissenschaftsministerin Kraft und Finanzminister Dieckmann, sollen die Gelder den Hochschulen zugute kommen.

Jetzt liegt der Entwurf für die Umsetzung des Gesetzes vor, die großen Verlierer sind die ausländischen Studierenden. Denn viele von ihnen haben in ihrer Heimat bereits ein Studium abgeschlossen, oft dort schon Studiengebühren bezahlt. »Das ist der größte Teil der Studierenden, die zu uns kommen«, weiß Fritz Neubauer, im Fachbereich Deutsch als Fremdsprache für die Deutsche Sprachprüfung fur den Hochschulzugang (DSH) verantwortlich, die ausländische Studierende vor Aufnahme eines Studiums bestehen müssen. Es sei sogar Zulassungspolitik des Akademischen Auslandsamtes, bevorzugt Studienbewerber zuzulassen, die bereits einen Abschluss haben. »Das ist völlig pervers«, fällt denn auch sein Kommentar zu dem Verordnungsentwurf ziemlich drastisch aus.

Die Akademischen Auslandsämter der Hochschulen im Land versuchten auch diese Passagen des Entwurfes zu verhindern. »Aber das Ministerium hat sich gegenüber allen Einflüsterungen von außen taub gestellt«, beschreibt Werner Aufderlandwehr »die Borniertheit und Hartleibigkeit der Gesetzgebungsmaschinerie«. Der Ordner in seinem Büro mit Einwänden gegen die Pläne für die Verordnung ist etwa ein Kilo schwer. Gebracht hat der Papierkrieg nichts.

Deshalb hat Aufderlandwehr auch keine Hoffnung, dass sich an dem Entwurf noch etwas ändern könnte, auch wenn die Hochschulen sich noch bis 15. August dazu äußern können. »Die Frist ist ein Skandal in sich«, empört sich der Leiter des Akademischen Auslandsamtes. Tatsächlich ist sie ein bisschen knapp bemessen, der Entwurf trägt das Datum vierter August. Zudem sind die Hochschulen in der Haupturlaubszeit in NRW verwaist.

»Wir rechnen mit einem gewaltigen Wegbrechen der ausländischen Studierenden«, befürchtet Aufderlandwehr. Zum einen werden neue Studierende Nordrheinwestfalen meiden, zum anderen diejenigen, die bereits hier studieren, das Bundesland zum Sommersemester 2004 verlassen. Die ohnehin im internationalen Vergleich magere Quote von etwa acht Prozent Studierender aus dem Ausland wird weiter sinken.