Seit rund 30 Jahren kümmern sich ehrenamtliche
Landschaftswächter um die Natur in ihrem Bezirk. Friederike Schleiermacher hat
einen getroffen
Nach Dienstschluss und am Wochenende zieht Ratsmitglied Hartmut
Meichsner (CDU) gern mit der Schubkarre los, um zum Beispiel an der Sparrenburg
Müll aufzusammeln, denn er ist Landschaftswächter im Bezirk Mitte. 1979 wurde
der Passus vom Beauftragten für den Außendienst im Landschaftsschutz ins
Landschaftsgesetz NRW aufgenommen, fast ebenso lange ist Meichsner für den
Bezirk dabei. Eigentlich nur für die
freie Natur zuständig, sorgt er sich auch um den fortschreitenden Artenrückgang
in der Innenstadt: »Als die Bürgervillen hier gebaut wurden, vergab die Stadt bewusst
keine Genehmigung für Pferdeställe. Heute teilen sich fünf Parteien ein Haus,
wo früher nur eine Familie lebte, und die großen Grundstücke werden mit
Parkplätzen und Carports zugepflastert. Da finden Boden- und Heckenbrüter
keinen Lebensraum mehr.«
In Bezug auf Flächenbebauung und Gestaltung von Bauten habe
ein politischer Wertewandel statt gefunden: Den Investorenwünschen werde sich
zu sehr untergeordnet. »Unsere Altvorderen waren da wesentlich stringenter, das
sage ich ganz offen, obwohl ich in der CDU bin.«
Keine Ordnungshüter
Mit Hartmut Meichsner sind rund 20 Landschaftswächter in 17
Bezirken Bielefelds unterwegs, jeweils in dem Stadtteil, in dem sie selbst
wohnen. Nach persönlicher Neigung betreuen sie Nistkästen, kümmern sich um
verletzte Wildtiere, kontrollieren Reitwege, bekämpfen wildes Angeln und
Grillen oder besuchen Schulklassen. Immer sprechen sie auf ihren Gängen
die Umweltsünder an, die sie in
flagranti erwischen.
Mit der Umweltbelastung scheint der Unmut zu wachsen, sich
auf eigenes Fehlverhalten ansprechen zu lassen, denn zunehmend ernten die
Landschaftswächter unverständige, auch aggressive Reaktionen. Angemessenes
Verhalten in schwierigen Gesprächssituationen, gesetzliche Grundlagen und das
nötige Fachwissen lernen Landschaftswächter beim Eintritt ins Ehrenamt. Zweimal
im Jahr treffen sie sich zur Dienstbesprechung. Dienstherr und Ansprechpartner
ist die untere Landschaftsbehörde. »Die Landschaftswächter sind keine
Ordnungshüter«, erläutert Regina Kögel vom Umweltamt. Die Landschaftswacht sei
eher eine Lebensweise, als ein Ehrenamt mit festen Zeiten: »Wenn sie vor die
Tür gehen, sind sie im Dienst.« Die meisten seien noch in Vereinen für den
Umweltschutz aktiv und alle fühlten sich ihrem Stadtteil besonders verbunden.
Direkter Einfluss auf Verwaltungshandeln oder politische
Entscheidungen ist für die Landschaftswacht nicht vorgesehen. Der liegt beim
ebenfalls ehrenamtlich tätigen Landschaftsbeirat. Darin sitzen Vertreter aus
dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), dem Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), dem Landwirtschafts-, Waldbauern-,
Fischerei- sowie dem Imkereiverband, dem Stadtsportbund und einigen mehr. Der
Landschaftsbeirat hat das Vorschlagsrecht, sollte die Stelle eines
Landschaftswächters frei werden. Die Entscheidung für einen Bewerber liegt bei
der jeweiligen Bezirksvertretung. Derzeit sucht die Landschaftswacht für
Dornberg-Süd und Jöllenbeck Verstärkung.