Webwecker Bielefeld: Immer im Dienst (28.03.2010)

Immer im Dienst (28.03.2010)



Seit rund 30 Jahren kümmern sich ehrenamtliche Landschaftswächter um die Natur in ihrem Bezirk. Friederike Schleiermacher hat einen getroffen

 

Nach Dienstschluss und am Wochenende zieht Ratsmitglied Hartmut Meichsner (CDU) gern mit der Schubkarre los, um zum Beispiel an der Sparrenburg Müll aufzusammeln, denn er ist Landschaftswächter im Bezirk Mitte. 1979 wurde der Passus vom ›Beauftragten für den Außendienst im Landschaftsschutz‹ ins Landschaftsgesetz NRW aufgenommen, fast ebenso lange ist Meichsner für den Bezirk dabei.  Eigentlich nur für die freie Natur zuständig, sorgt er sich auch um den fortschreitenden Artenrückgang in der Innenstadt: »Als die Bürgervillen hier gebaut wurden, vergab die Stadt bewusst keine Genehmigung für Pferdeställe. Heute teilen sich fünf Parteien ein Haus, wo früher nur eine Familie lebte, und die großen Grundstücke werden mit Parkplätzen und Carports zugepflastert. Da finden Boden- und Heckenbrüter keinen Lebensraum mehr.«

In Bezug auf Flächenbebauung und Gestaltung von Bauten habe ein politischer Wertewandel statt gefunden: Den Investorenwünschen werde sich zu sehr untergeordnet. »Unsere Altvorderen waren da wesentlich stringenter, das sage ich ganz offen, obwohl ich in der CDU bin.«

Keine Ordnungshüter

Mit Hartmut Meichsner sind rund 20 Landschaftswächter in 17 Bezirken Bielefelds unterwegs, jeweils in dem Stadtteil, in dem sie selbst wohnen. Nach persönlicher Neigung betreuen sie Nistkästen, kümmern sich um verletzte Wildtiere, kontrollieren Reitwege, bekämpfen wildes Angeln und Grillen oder besuchen Schulklassen. Immer sprechen sie auf ihren Gängen die  Umweltsünder an, die sie in flagranti erwischen.

Mit der Umweltbelastung scheint der Unmut zu wachsen, sich auf eigenes Fehlverhalten ansprechen zu lassen, denn zunehmend ernten die Landschaftswächter unverständige, auch aggressive Reaktionen. Angemessenes Verhalten in schwierigen Gesprächssituationen, gesetzliche Grundlagen und das nötige Fachwissen lernen Landschaftswächter beim Eintritt ins Ehrenamt. Zweimal im Jahr treffen sie sich zur Dienstbesprechung. Dienstherr und Ansprechpartner ist die untere Landschaftsbehörde. »Die Landschaftswächter sind keine Ordnungshüter«, erläutert Regina Kögel vom Umweltamt. Die Landschaftswacht sei eher eine Lebensweise, als ein Ehrenamt mit festen Zeiten: »Wenn sie vor die Tür gehen, sind sie im Dienst.« Die meisten seien noch in Vereinen für den Umweltschutz aktiv und alle fühlten sich ihrem Stadtteil besonders verbunden.

Direkter Einfluss auf Verwaltungshandeln oder politische Entscheidungen ist für die Landschaftswacht nicht vorgesehen. Der liegt beim ebenfalls ehrenamtlich tätigen Landschaftsbeirat. Darin sitzen Vertreter aus dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), dem Landwirtschafts-, Waldbauern-, Fischerei- sowie dem Imkereiverband, dem Stadtsportbund und einigen mehr. Der Landschaftsbeirat hat das Vorschlagsrecht, sollte die Stelle eines Landschaftswächters frei werden. Die Entscheidung für einen Bewerber liegt bei der jeweiligen Bezirksvertretung. Derzeit sucht die Landschaftswacht für Dornberg-Süd und Jöllenbeck Verstärkung.