Webwecker Bielefeld: Mehr Pflege (01.11.2009)

Mehr Pflege (01.11.2009)




Die Gedenkstätte in Stukenbrock soll restauriert werden. Bernhard Wagner berichtet


Den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung am Antikriegstag in Stukenbrock bot sich Anfang September ein Bild der Zerfalls. Viele Gedenksteine sind verwittert. Einige Tafeln haben sich gar gelöst und lehnen nur noch lose an den Stelen. Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Denkmal für Opfer der Nationalsozialisten.

In Stukenbrock befand sich bis 1945 eines der größten Kriegsgefangenenlager der NS-Wehrmacht. Etwa 65.000 sowjetische Kriegsgefangene wurden hier zu Tode gequält. Nach ihrer Befreiung errichteten die Überlebenden selbst den Friedhof. Sie gestalteten Steine für die Massengräber, bauten als Denkmal einen zehn Meter hohen Obelisken und umzäunten das Gelände mit Materialien der ehemaligen Schmalspurbahn des Lagers. Noch heute sind die Schienen erkennbar.

Seit 1967 führt der Arbeitskreis ›Blumen für Stukenbrock‹ die alljährlichen Gedenkveranstaltungen durch und sammelt Spenden für Überlebende. Für den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage ist aber das Land Nordrhein-Westfalen zuständig. Dort wollte man ursprünglich nur drei der originalen Stelen in einer Gedenkstätte erhalten und die übrigen verwittern lassen. Diese Pläne sind nun Vergangenheit. »Alle Stelen sollen jetzt restauriert werden«, sagt Elfriede Haug vom Arbeitskreis. Dies sei das Ergebnis eines Treffens der Verantwortlichen mit dem russischen Botschafter gewesen. Stutzig macht die langjährige Aktivistin nur, dass es noch keinen Zeitplan für die Arbeiten gibt. Sie hat bereits schlechte Erfahrungen mit Zusicherungen gemacht.

Schon vor vier Jahren hatte die Landesregierung nämlich beschlossen, dem Wunsch der Überlebenden zu entsprechen und die Glasplastik einer rote Fahne, die ursprünglich die Spitze des Obelisken zierte, wieder anzubringen. Während des kalten Krieges in den 60er Jahren war die Fahne entfernt und durch ein orthodoxes Kreuz ersetzt worden. Bis heute ist der Beschluss aber nicht umgesetzt worden. Während der Gedenkveranstaltung war darum behelfsmäßig eine Fahne mit Isolierband am Obelisken befestigt worden.