Die Gedenkstätte in Stukenbrock soll restauriert
werden. Bernhard Wagner berichtet
Den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung am Antikriegstag in
Stukenbrock bot sich Anfang September ein Bild der Zerfalls. Viele Gedenksteine
sind verwittert. Einige Tafeln haben sich gar gelöst und lehnen nur noch lose
an den Stelen. Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Denkmal für Opfer der
Nationalsozialisten.
In Stukenbrock befand sich bis 1945 eines der größten
Kriegsgefangenenlager der NS-Wehrmacht. Etwa 65.000 sowjetische Kriegsgefangene
wurden hier zu Tode gequält. Nach ihrer Befreiung errichteten die Überlebenden
selbst den Friedhof. Sie gestalteten Steine für die Massengräber, bauten als
Denkmal einen zehn Meter hohen Obelisken und umzäunten das Gelände mit
Materialien der ehemaligen Schmalspurbahn des Lagers. Noch heute sind die
Schienen erkennbar.
Seit 1967 führt der Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock
die alljährlichen Gedenkveranstaltungen durch und sammelt Spenden für
Überlebende. Für den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage ist aber das Land
Nordrhein-Westfalen zuständig. Dort wollte man ursprünglich nur drei der
originalen Stelen in einer Gedenkstätte erhalten und die übrigen verwittern
lassen. Diese Pläne sind nun Vergangenheit. »Alle Stelen sollen jetzt
restauriert werden«, sagt Elfriede Haug vom Arbeitskreis. Dies sei das Ergebnis
eines Treffens der Verantwortlichen mit dem russischen Botschafter gewesen.
Stutzig macht die langjährige Aktivistin nur, dass es noch keinen Zeitplan für
die Arbeiten gibt. Sie hat bereits schlechte Erfahrungen mit Zusicherungen
gemacht.
Schon vor vier Jahren hatte die Landesregierung nämlich
beschlossen, dem Wunsch der Überlebenden zu entsprechen und die Glasplastik
einer rote Fahne, die ursprünglich die Spitze des Obelisken zierte, wieder
anzubringen. Während des kalten Krieges in den 60er Jahren war die Fahne
entfernt und durch ein orthodoxes Kreuz ersetzt worden. Bis heute ist der
Beschluss aber nicht umgesetzt worden. Während der Gedenkveranstaltung war
darum behelfsmäßig eine Fahne mit Isolierband am Obelisken befestigt worden.