Von Harald
Manninga
Arnold ist ein Außerirdischer. Glaubt er wenigstens, und
darum bastelt er an einer Flugmaschine, die ihn zurück ins Weltall
katapultieren soll. Zurück vor allem zu seinem Vater, der da oben irgendwo sein
muss.
Immerhin die Dorfkinder auf dem platten Land, wo er seine
Basteleien in einer alten Scheune vollführt, freuen sich, wenn mal wieder ein
Flugversuch ansteht. Alle anderen sehen das etwas anders, zum Beispiel die Eltern
dieser Kinder, die Arnold für einen gefährlichen Irren halten.
Irgendwann können Arnolds treusorgende Mutter Ida (Katja
Riemann) und Hausarzt Emil (Armin Rohde) es nicht mehr aufhalten, Arnold muss
in die Psychiatrie. Wanda, die sich zunächst köstlich über die skurrilen Ideen
Arnolds amüsiert, wird seine behandelnde Ärztin. Dabei zeigt sie sich zusehends
faszinierter von seinen zwar abgedrehten aber dennoch nahezu poetischen
Vorstellungen und macht sich quasi detektivisch auf die Suche nach den Ursprüngen
seiner Wahnvorstellungen. Vorstellungen, die womöglich gar kein Wahn sind?
Regisseur Hardi Sturm legt hier seinen ersten großen
Kinofilm vor, ist aber im Filmgeschehen kein wirklich Unbekannter, jedenfalls
als Schauspieler und vor allem Drehbuchautor. Z.B. für den »Tatort« hat er
schon mal was gemacht, für sein Buch zu »Die Tätowierung« ist er für den
Deutschen Drehbuchpreis nominiert gewesen. Prominent besetzt ist der Film
außerdem, neben Katja Riemann und Armin Rohde spielt die Grimme- und auch sonstwie
hoch Preisgekrönte Anneke Kim Sarnau (die z.B. in »Der ewige Gärtner« dabeiwar)
als Ärztin Wanda mit. Und die Rolle des Arnold wird von Max Riemelt (»Napola«,
»Die Welle«) sozusagen perfekt ausgefüllt.
Aber alles Hochkarat an Akteuren hilft dem Film nicht über
seine Schwächen hinweg. Die erste liegt im Mangel an Konzentration: Die
Beziehungsprobleme von Ida und Emil, von Wanda und ihrem Liebhaber, zwischen
Wanda und Arnold; die Bestandsprobleme der unwirtschaftlich gewordenen
Privatklinik auf dem Lande (die kurz angesprochen werden, dann aber sofort
wieder fallengelassen); die Dorfgemeinschaft, die Ida und ihren Sohn
aussondert; der verschwundene Vater...
Es wird allerhand angerissen, das je für sich vielleicht
neben der Geschichte Arnolds interessant sein könnte allerdings auch nur,
wenn es mit dieser Geschichte wirklich etwas zu tun und dazu etwas beizutragen
hätte. Oder wenigstens je für sich wirklich etwas zu erzählen hätte. So
allerdings wird nahezu unmotiviert zwischen den verschiedenen Strängen hin und
her geschnitten, viel zu viel nebeneinander gestellt, ohne gemeinsam rechten
Sinn zu ergeben. Damit wird die eigentlich aparte Grundidee der Kollision eines
»E.T.« der versponnenen Art mit dem, was alle um ihn herum für sogenannte
»Realität« halten, zwar alle naselang angekratzt, in diesem Fall aber leider
zuwenig durchgedacht und daher schlicht verschenkt.
Schade um einen schönen Stoff!