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Wenn Mutti Geburtstag hat



»Frei nach Plan«

Von Harald Manninga

Silvia ist Mutter von drei Töchtern im besten Alter, trinkt gern mal einen über den Durst und hat bald Geburtstag. Ihre Tochter Iris lebt mit der älteren Dame zusammen und plant die Geburtstagsfeierlichkeiten, die im Gemeindesaal des Dorfs stattfinden soll. Schon seit einem Jahr tut sie das, Pedantin, die sie ist. Die zweite Tochter, Marianne, wohnt im selben Dorf mit ihrer Familie im Eigenheim, ihr Mann Martin ist arbeitslos, der Teenagersohn kuckt gern Zombie-Filme, das Familienleben scheint ungefähr so ereignislos wie Marianne (nicht nur diesbezüglich) naiv. Die dritte Tochter, Anne, muss erst anreisen: Sie ist der Wildfang in dieser Riege, schlägt sich als Musikerin durch und ist grade mal wieder pleite. Außerdem reist an: Silvias Ex-Mann Wolf, und der bringt auch noch seine neue Freundin mit, die an einer Schlafkrankheit leidet.

Mithin alles vorhanden, was man für ein Familienchaos braucht, bei dem so richtig schön alles aus den Fugen gerät. Natürlich erst, nachdem eine ausreichende Anzahl größerer und kleinerer Funkenschläge dafür gesorgt hat, dass auch die bestausgeklügelte Todo-Liste in Flammen aufgehen muss. Torte gibts dann zwar trotzdem, doch das ist noch nicht das Ende.

Außerdem ist in diesem Film auch alles vorhanden, was man für eine recht hübsch gelungene Tragikomödie braucht. Angefangen bei den Darstellerinnen: Christine Schorn als Mutter, Corinna Harfouch als Iris, Kirsten Block als Marianne und Dagmar Manzel als Anne. Diese Zusammensetzung (Casting: Karen Wendland) spricht schon allein der Namen wegen für erwartbaren Genuss – aber auch die besten Schauspieler wären im Film so gut wie nichts ohne ein gutes, pointenreiches Drehbuch (Elke Rössler), ebenso einfühlsame wie temporeiche, dabei trotzdem leichtfüßig wirkende Inszenierung (Regie: Franziska Meletzky) sowie Licht und Kamera. Auch auf diesem Gebiet stimmt in Frei nach Plan so gut wie alles.

Hervorzuheben ist aber doch die Arbeit von Ngo The Chau, der im Abspann nicht einfach mit »Kamera« oder sowas auftaucht, sondern mit »Bildgestaltung« geführt wird. Unter dem ginge es allerdings auch wirklich nicht. Natürlich: jeder Kameramann, jede Kamerafrau gestaltet das Bild, das es aufzunehmen gilt. In diesem Fall sieht man aber doch etwas Besonderes. Nicht nur ist der Bildfang hier ungemein beweglich (Kamerabühne: Glenn König, Steadicam: Patrick Kaethner, Kran: Thomas Hübener – diese Leute darf man ruhig auch mal namentlich nennen, denn die machen hier wirklich Ungewöhnliches), und das auch noch so, dass die (nahezu) ständige Bewegung das Auge nicht stört, was eine unstete Kamera ja sonst gern tut. Sondern es ist jede Bewegung wirklich sichtlich und erkennbar nötig. Dabei so präzis und abgezirkelt eingerichtet und ausgeleuchtet (Licht: Benjamin Dreythaler), außerdem dann alles mit äußerst treffsicherem Finger zusammengeschnitten (Montage: Jürgen Winkelbach)...

Wirklich: eine rechte Freude, dieser Film. Und von der Musik von Eike Hosenfeld und Moritz Dennis war bisher ja noch gar nicht die Rede, die ist auch sehr schön.