Webwecker Bielefeld: Timetodie

Liebeswerben im Leichenwagen



No Time to Die

Von Harald Manninga

Ausgesprochen erfrischend: Endlich mal kein moralinsaures Getue um AIDS, Krieg, Armut, Diktatur  und Korruption, sondern ein wirklich, echt, so richtig komischer Film aus einem und über ein afrikanisches Land!

Der Leichenwagenfahrer Asante (David Dontoh) findet keine Frau. Das liegt an seinem Beruf: Mit dem Tod will mensch, und erst recht frau, in Ghana lieber keinen allzu nahen Kontakt haben, außer es ist unbedingt nötig. Als Esi (Agatha Ofori) seine Dienste in Anspruch nimmt, um ihre Mutter zu bestatten, verliebt Asante sich direkt in sie und versucht alles, was ihm nur einfällt, um sie für sich zu gewinnen. Sein liebevoller Einsatz für ihre Belange überzeugt auch sie – doch vor ein vollendetes Liebesglück hat die Tradition die Zustimmung des Vaters der Braut gesetzt. Und damit gehts dann nach allen Turbulenzen um die Beerdigung erst so richtig los.

Regisseur King Ampaw wollte nach eigenem Bekunden zeigen, dass entgegen allem sonst vorherrschenden Pessimismus, den man mit diesem Kontinent verbindet, afrikanische Filmemacher die Menschen auch zum Lachen bringen können. Und also zeigt ers uns, und das mit Macht, dieser Film ist für so manches Schenkelklopfen gut. Das geht los bei den – für unsere Augen – sehr exotischen Gebräuchen rund ums Bestattungsgewerbe. Nicht nur der Leichenwagen, den Asante fährt, ist eine Show für sich. Sein kleiner wichtigtuerischer »Assistent« Issifu (Issifu Kassim) ebenfalls. Und nicht zuletzt mit der Frage des wirklich endgültigen Vehikels, mit dem man den teuren Verblichenen die letzte Ehre gibt (vulgo: Sarg), hat es in Ghana etwas ganz Spezielles auf sich: Da gibt es Modelle, da träumt man von.

Und so erfährt man dann, ganz nebenbei, auch noch etwas über die Gebräuche in Westafrika.

Zugegeben: Dass der Film auf Video-Material (Beta SP) gedreht wurde, tut der Optik leichten Abbruch, es wirkt alles ein bisschen wie Fernsehen. Aber das ist wirklich eine Marginalie, dafür ist der Film ansonsten viel zu gefühlvoll, skurril und – ja, einfach komisch, als dass man sich über derart technische Dinge lange aufhalten wollte.