Um 1900 hatte sich der Ruf der Niagarafälle zum Leidwesen
der Einheimischen und der Förderer des prosperierenden Tourismus als
Selbstmörderparadies etabliert, so im Vorwort des neuen Romans Niagara von
Joyce Carol Oates zitiert aus Eine
kurze Geschichte der Niagarafälle aus dem Jahre 1969.
Ein tragisches Ereignis läutet den umfangreichen Roman ein: Am 12.Juni 1950 ist Ariah, die
weibliche Hauptfigur, frisch verheiratet mit dem Pfarrer Gilbert Erskine. Sie
ist froh, nicht länger als alte Jungfer zu gelten, da wird sie bereits zur
Witwe: Ihr Ehemann hat sich in den frühen Morgenstunden des ersten Tages ihrer
gemeinsamen Ehe, noch dazu in den Flitterwochen, das Leben genommen, er hat
sich in die Niagara Fälle gestürzt. In diesen ersten Tagen ihrer Ehe mutet sich
Ariah viel zu, sie nimmt teil an der Suche nach dem Leichnam ihres Mannes und
identifiziert die aufgeblähte Wasserleiche. Noch Jahre, nein Jahrzehnte später
erinnert mensch sich an die rothaarige Frau, mittlerweile allerdings zum
schrecklichen Gespenst oder Geisterwesen stilisiert.
Ariah bricht mit ihrem vorherigem Leben und: sie verliebt
sich Dirk Barnaby, einen aufstrebenden Rechtsanwalt aus Niagara Falls, Spross
einer angesehenen und mehr als wohlhabenden Familie, Liebling der Frauen. Dirk
und Ariah heiraten, bekommen Kinder, eine glückliche Familie. Doch plötzlich
stirbt auch dieser zweite Ehemann unter mysteriösen Umständen im Wasser der
Niagara Fälle.
Joyce Carol Oates beschreibt eine Familie, in der zunehmend
jeder mit sich selbst beschäftigt, die Krise unausweichlich ist, gegenseitiges
Verständnis scheint unmöglich.
Nach dem plötzlichen Tod ist Ariah mit den Kindern auf sich
gestellt, sie schafft es, diese Situation zu meistern, doch nicht ohne Verluste
im Verhältnis zu ihren Kindern.
Erst Jahre später gelingt es diesen, das von der Mutter
strengsten gehütete Geheimnis um ihre Ehe, ihren Mann und dessen Ambitionen
nach und nach zu lüften....
Ein Unterhaltungsroman mit allem was dazu gehört: verletze Gefühle,
Mißverständnisse, Korruption, Betrug. Ein Roman, der keine großen Anforderungen
an die LeserInnen stellt, gut für einen Tag im Liegestuhl oder ähnlich
entspannten Situationen.
Joyce Carol Oates, Niagara, S. Fischer Verlag, 566 S., 2007, Euro 22,90
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