Webwecker Bielefeld: Joyce Carol Oates: »Niagara«, (August, 2007)

Joyce Carol Oates: »Niagara«, (August, 2007)



“Um 1900 hatte sich der Ruf der Niagarafälle zum Leidwesen der Einheimischen und der Förderer des prosperierenden Tourismus als ‚Selbstmörderparadies’ etabliert“, so im Vorwort des neuen Romans „Niagara“ von Joyce Carol Oates  zitiert aus “Eine kurze Geschichte der Niagarafälle aus dem Jahre 1969.

Ein tragisches Ereignis läutet den umfangreichen  Roman ein: Am 12.Juni 1950 ist Ariah, die weibliche Hauptfigur, frisch verheiratet mit dem Pfarrer Gilbert Erskine. Sie ist froh, nicht länger als alte Jungfer zu gelten, da wird sie bereits zur Witwe: Ihr Ehemann hat sich in den frühen Morgenstunden des ersten Tages ihrer gemeinsamen Ehe, noch dazu in den Flitterwochen, das Leben genommen, er hat sich in die Niagara Fälle gestürzt. In diesen ersten Tagen ihrer Ehe mutet sich Ariah viel zu, sie nimmt teil an der Suche nach dem Leichnam ihres Mannes und identifiziert die aufgeblähte Wasserleiche. Noch Jahre, nein Jahrzehnte später erinnert mensch sich an die rothaarige Frau, mittlerweile allerdings zum schrecklichen Gespenst oder Geisterwesen stilisiert.

Ariah bricht mit ihrem vorherigem Leben und: sie verliebt sich Dirk Barnaby, einen aufstrebenden Rechtsanwalt aus Niagara Falls, Spross einer angesehenen und mehr als wohlhabenden Familie, Liebling der Frauen. Dirk und Ariah heiraten, bekommen Kinder, eine glückliche Familie. Doch plötzlich stirbt auch dieser zweite Ehemann unter mysteriösen Umständen im Wasser der Niagara Fälle.

Joyce Carol Oates beschreibt eine Familie, in der zunehmend jeder mit sich selbst beschäftigt, die Krise unausweichlich ist, gegenseitiges Verständnis scheint unmöglich.

Nach dem plötzlichen Tod ist Ariah mit den Kindern auf sich gestellt, sie schafft es, diese Situation zu meistern, doch nicht ohne Verluste im Verhältnis zu ihren Kindern.

Erst Jahre später gelingt es diesen, das von der Mutter strengsten gehütete Geheimnis um ihre Ehe, ihren Mann und dessen Ambitionen nach und nach zu lüften....

Ein Unterhaltungsroman mit allem was dazu gehört: verletze Gefühle, Mißverständnisse, Korruption, Betrug. Ein Roman, der keine großen Anforderungen an die LeserInnen stellt, gut für einen Tag im Liegestuhl oder ähnlich entspannten Situationen.

Joyce Carol Oates, „Niagara“, S. Fischer Verlag, 566 S., 2007, Euro 22,90

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