Strafgefangene in Abschiebehaft? (29.11.2006)
Das Vorhaben von Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter,
zusätzliche Haftplätze für Straftäter in der Abschiebhaftanstalt Büren zu
schaffen, stößt auf Kritik des Vereins »Hilfe für Menschen in Abschiebehaft«.
Die Justizministerin kündigte die Maßnahme nach dem Mord an einem jungen
Gefängnisinsassen in der JVA Siegburg an. »Die am Anfang der vergangenen Woche
bekannt gewordenen Pläne, jugendliche Straftäter in der JVA Büren
unterzubringen, wird zu katastrophalen Bedingungen in dem Gefängnis führen«,
befürchtet der Verein, der in diesem Jahr mit dem Aachener Friedenspreis
ausgezeichnet wurde.
Allerdings ruderte das Justizministerium nach Angaben der Neuen
Westfälischen inzwischen zurück. Es sollten keine jugendlichen Straftäter nach
Büren kommen, meldet das Blatt unter Berufung auf einen Sprecher des
Ministeriums. »Es sei vielmehr daran gedacht, Personen dort unterzubringen, die
eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen müssen, weil sie ihre Geldstrafen nicht
bezahlt haben«, heißt es in der NW.
An der Kritik der Abschiebegegner ändert das nichts. Frank Gockel,
Vorsitzender des Bürener Vereins wirft der Justizministerin vor, dass sie durch
unüberlegte Schnellschüsse nach dem Mord von Siegburg versuche, ihr politisches
Mandat zu retten. »Es kann nicht angehen, dass die Abschiebehäftlinge leiden
müssen, nur weil es die Politik seit Jahren versäumt hat, Mitarbeiter in
Gefängnissen zu schulen und zu sensibilisieren«, sagte Gockel mit Blick auf den
Mord von Siegburg. Sollten in Büren Straftäter untergebracht werden, befürchtet
er eine drastische Verschlechterung für die Abschiebehäftlinge. Denn, so
Gockel, »Abschiebhaft hat keinen Strafcharakter, die Haftbedingungen sind so
offen wie möglich zu halten«.
Der Mord von Siegburg hat nach Gockels Meinung gezeigt, wie wichtig es
wäre gut ausgebildetes Personal zu haben. Er kritisierte in der Vergangenheit
auch immer wieder das Personal in der Abschiebhaftanstalt. »Über die Hälfte des
Personals wird von einem privaten Sicherheitsunternehmen gestellt und verfügt
über keine entsprechende Ausbildung«, heißt es in einer Pressemitteilung des
Vereins »Hilfe für Menschen in Abschiebehaft«. In der Anstalt kamen nach
Angaben des Vereins in den vergangenen Jahren zwei Menschen zu Tode.