Von Manfred Horn
Die
Grünen wollen einen Sennesee. Ein Gutachter hatte in den vergangenen Tagen im
Auftrag der Stadt seine Ergebnisse vorgestellt. Demnach kostet ein Sennesee im
Bielefelder Süden rund 60 Millionen Euro. Er schlägt vor, den See in zwei
Stufen entstehen zu lassen. In der ersten Stufe würden zunächst knapp 20 Hektar
ausgebaggert, später dann sollen die restlichen gut zehn Hektar folgen. Der
Gutachter hält das Vorhaben für machbar, allerdings müsse sich die Stadt an der
Finanzierung beteiligen. Die Stadt kann mit einem Finanzierungsbedarf von fünf
bis sechs Millionen Euro rechnen. Der große Teil der Kosten soll durch Verkauf
von Sand und Mergel für die A33 und Vermarktung eines Teils der Grundstücke am
künftigen See eingespielt werden.
Die
Grünen drücken nun auf die Tube. »Wir wollen die einmalige Chance nutzen, die
sich zur Realisierung eines Sennesees im Zusammenhang mit den notwendigen
Abgrabungen zum Bau der A33 ergibt«, erklärt Inge Schulze, Vorsitzende der
grünen Ratsfraktion. Die grüne Fraktion legte am Mittwoch ein Eckpunktepapier
vor, das sie im Dezember in den Rat bringen will. Die Verwaltung soll demnach
beauftragt werden, eine »Projektgesellschaft Sennesee« vorzubereiten. Ziel ist
dabei, eine Projektgesellschaft mit städtischen Tochtergesellschaften, den
betroffenen Landwirten, die ihre Flächen verkaufen müssten, und
Sandabgrabungsunternehmen zu bilden.
Diese Unternehmen planen entlang der
Trasse eigene Sandabgrabungen. Allerdings liegen sie teilweise exakt auf der
Fläche des geplanten Sennesees, so dass eine Zusammenarbeit vorstellbar ist.
Weitergehende Abgrabungspläne, wie in Quelle, wo ein Privatinvestor einen See
mit Campingplatz plant, sind davon nicht berührt. Der Grund: Die Abgrabungen
des Sennesees reichen nur für den A33-Abschnitt rund um den See herum bis zum
geplanten Verkehrskreuz.
Flächen auf der ehemaligen B66n Trasse verkaufen
Die
Projektgesellschaft soll dann ein Finanzierungskonzept entwickeln. Teil der
Finanzierung soll auch sein, Flächen auf der Trasse der B66n »planungsrechtlich
zu entwickeln«, mit dem Ziel diese Flächen zu veräußern. Das Geld würde dann für den Sennesee zur Verfügung stehen. Einen Antrag zur Veräußerung der B66n Flächen hatten die Grünen vor wenigen Monaten
bereits in den Rat eingebracht, dafür aber keine Mehrheit erhalten. Die SPD sah
noch Beratungsbedarf. Die B66n ist im Bundesverkehrswegeplan nach unten
gerutscht, ohne Förderung vom Bund kann die Straßenverlängerung durch den
Bielefelder Osten aber nicht gebaut werden. Entsprechend könnte die Stadt die
Flächen, die sie vor Jahrzehnten bereits angekauft hat, wieder veräußern.
Die
Projektgesellschaft soll sich, entsprechend dem Vorschlag des Gutachters,
zunächst die Ausbaustufe 1 des Sees vornehmen, also die ersten rund 20 Hektar.
Dazu müsste Stadt allerdings auch noch planungsrechtliche Schritte unternehmen,
so eine Änderung im Gebietsentwicklungsplan beantragen. Auch Betreiber von
Freizeitinfrastrukturanlagen sollen für die Projektgesellschaft angesprochen
werden. Der See soll jedoch keinesfalls komplett privatisiert werden, erklärt
Inge Schulze. Neben Bezahlflächen, ähnlich einem Freibad, soll es kostenlose,
frei zugängliche Flächen geben, von denen aus man einfach in den See hüpfen
kann.