Von Manfred Horn
»Casa
Nostra« heißt ein neues Wohnprojekt in Bielefeld. Citynah am Heisenbergweg,
zwischen Schlosshof- und Jöllenbecker Straße wollen Menschen zusammenziehen. »Die
Gruppe hat sich praktisch zu dem Grundstück entwickelt«, berichtet Dietlind
Wild, eine der InitiatorInnen. Anders als andere Wohnprojekte trifft man sich
erst seit einigen Monaten, nachdem man von dem Baugrundstück Wind bekommen hat.
Gemeinschaftliche, selbstorganisierte Verwaltung sowie aktiv gelebte
Nachbarschaft sind die Leitideen der Gruppe, die zur Zeit aus fünf Personen
besteht. Praktisch bedeutet die Leitidee gegenseitige Unterstützung, sei es
beim Kinderhüten, Einkaufen im Krankheitsfall oder beim Handwerkeln.
Klar
ist den Initiatoren aber auch, dass nicht jeder persönliche Bedarf über die
Gemeinschaft abgedeckt werden kann. Wer gebrechlich wird, muss seine Pflege
über einen der üblichen Pflegedienste abwickeln die Hausgemeinschaft
übernimmt dies nicht. Das Füreinander-da-sein soll auf Freiwilligkeit beruhen.
Die Verpflichtungen sollen sich in Grenzen halten, jeder soll schließlich sein
Leben weiter nach den eigenen Vorstellungen gestalten können.
Die
Gruppe arbeitet eng mit dem Architekten Klaus Beck zusammen, der auch den neuen
Anbau des Welthauses entworfen hat. Er hat bereits Pläne für den Gebäudekomplex
erstellt, der aus zwei vierstöckigen Häusern besteht, verbunden durch das
Treppenhaus und einen Fahrstuhl. Passivhäuser es zwar nicht, aber die Gruppe
legt Wert auf hohen ökologischen Standard. Der Wohnraum von insgesamt rund 1300
Quadratmeter soll sich auf 12 bis 18 abgeschlossene Wohnungen verteilen. Wie
groß die einzelnen Wohnungen werden, können die künftigen Eigentümer selbst
entscheiden. Alle Wohnungen sollen barrierefrei sein und über einen Balkon oder
eine Terrasse verfügen. Zu den Wohnungen kommt ein Gemeinschaftsraum mit Küche,
für gemeinsame Aktivitäten und Feste. Auch ein gemeinsames Gästezimmer, ein
Werk- und Traininigsraum wünscht sich die Gruppe, wenn es der finanzielle
Spielraum hergibt.
Ruhige Lage, aber nicht billig
Billig
wird das Bauvorhaben nämlich nicht. Die BGW baut in dieser Ecke neu, plant
Einfamilienhäuser und Sechs-Geschoßbau. Sie würde die Fläche für die zwei
Häuser an die Gruppe verkaufen. Die würde dann in Eigenregie bauen, jede Partei
würde Eigentümer ihrer Wohnung werden. Die Kosten, so schätzt der Architekt,
würden bei 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche liegen. Hinzu kämen rund 100
Euro Umlage für die Gemeinschaftseinrichtungen. Für Familien mit Kindern kann
die Finanzierung durch das Land NRW innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen mit
zinslosen Krediten unterstützt werden. Die Gruppe plant auch, einige Wohnungen
als Sozialwohnungen zu vermieten. Dafür werden allerdings noch Personen gesucht,
die ihr Geld in einer öffentlich geförderten Wohnung anlegen möchten.
Richtig
gut findet die Gruppe den Standort: Citynah mit guten Verkehrsanbindungen an
Stadtbahn und Buslinien; Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Schulen und auch der
Nordpark sind gut zu Fuß erreichbar. Außerdem ist die Wohnlage sehr ruhig: Nach
Erschließung des Geländes wird es dort keinen Durchgangsverkehr geben, sondern
nur kleinere Stichstraßen. Der Bebauungsplan durchläuft zur Zeit die Gremien
der Stadt, im Sommer 2007 könnte Baubeginn sein.
Als
ideal bezeichnet die Gruppe eine bunte Mischung der Wohnparteien: Alt und Jung,
Männer und Frauen, Alleinlebende, Paare und Familien, Menschen
unterschiedlicher Herkunft und Berufe. So sollen sich unterschiedliche
Kenntnisse, Fähigkeiten und Lebensstile ergänzen. Zur Zeit gibt es einen
deutlichen Überschuss an Älternen und Frauen. So sind besonders noch junge
Familien und Männer willkommen.
Interessierte
können bei der Informationsveranstaltung am Dienstag, den 7. November, 20 Uhr
in der AWO-Begegnungsstätte, Heisenbergweg 2, Näheres über das Projekt und die
Pläne erfahren. Kontakt außerdem über Dietlind und Heiner Wild, Tel.
0521-132741, d-h-wild@web.de