Politikunterricht gerettet (08.11.2006)
Das Düsseldorfer Schulministerium hat Pläne zurückgenommen, die den
Politikunterricht in der Sekundarstufe I gefährdet hätten (WebWecker
berichtete). Grund sind massive Proteste unter anderem der
LandesschülerInnenvertretung, des Landes-Asten-Treffens und der Deutschen
Vereinigung für politische Bildung. Ende August waren die Pläne des
Ministeriums bekannt geworden, die für den Politikunterricht keine festen
Vorgaben in der Stundentafel der Klassen 5 bis 9 vorsahen. Dadurch wäre es den Schulleitungen
überlassen geblieben, ob und wie viel Unterricht in Politik und Wirtschaft
erteilt wird. So hätte das Fach fast vollständig durch Erdkunde oder Geschichte
ersetzt werden können.
In einem Schreiben vom 26. Oktober ruderte Staatssekretär Günter
Winands nun zurück. Die Landesregierung werde zu ihrem ursprünglichen
Regelungsvorschlag vom 19.Mai zurückkehren, teilt Winands dem Landesverband
Nordrhein-Westfalen der Deutschen Vereinigung für politische Bildung mit. Darin
ist für alle Fächer des Lernbereichs Gesellschaftslehre festgelegt, dass sie
jeweils sechs Stunden in der Sekundarstufe I unterrichtet werden müssen. Laut
Winands erfolgte die Aufhebung dieser Festlegung, da »von unterschiedlichen
Seiten der Wunsch an die Landesregierung herangetragen worden war, den
Spielraum für die künftig eigenverantwortlicher handelnden Schulen auch durch
eine Flexibilisierung der Studnezahl bei den gesellschaftswissenschaftlichen
Fächern zu erhöhen«.
Zwar wäre »nur bei einem maßvollen Umfang (sic!) mit dem neuen
Freiraum« die weiterhin bestehende Pflicht zur Erfüllung der in den Lehrplänen
festgelegten Anforderungen gewährleistet und eine drastische Reduktion des
Unterrichtsumfangs einzelner Fächer damit fast ausgeschlossen gewesen. Aber
eben nur fast, wie Winands jetzt einsieht. Auch er erkennt jetzt, dass
tatsächlich die »Gefahr einer im Einzelfall ggf. nicht sachgerechten
Stundenreduktion« nicht ausgeschlossen werden kann.
Auch die Bielefelder AStA-Vorsitzende Inga Müller hatte gegen die Pläne
der Landesregierung mobil gemacht. »Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir
so schnell Erfolg haben«, freut sie sich jetzt und fühlt sich bestätigt: »Das
Einlenken des Ministeriums zeigt, dass wir mit unserem Protest Recht hatten«,
findet Müller. An dem Thema will sie aber weiter dran bleiben. »Das ist nur ein
Teilerfolg, weil auch in der Sek II Änderungen geplant sind, die das Fach
Politik schwächen«, sagt Inga Müller. Dort sollen nur zwei Stunden
Gesellschaftslehre pro Woche unterrichtet werden, Sozialwissenschaften würde
damit als fünftes Abiturfach wegfallen.