Frauen und Männer im Gesundheitsblick (26.10.2006)
Wer
in der Gesundheitsversorgung das Geschlecht nicht berücksichtigt, riskiert die
Gesundheit oder sogar den Tod der Patientin beziehungsweise des Patienten. So
könnte das Ergebnis des 2. ExpertInnengesprächs: OWL Region für geschlechtergerechte
Gesundheitsversorgung, das in der vergangenen Woche in Gütersloh stattfand,
kurz zusammengefasst werden.
Eingeladen
waren rund fünfzig ExpertInnen für Frauen- und Männergesundheit aus dem
Gesundheitssystem, der Politik, der Wissenschaft und der Verwaltung in OWL. Sie
trafen sich, um die Versorgungsqualität und den Handlungsbedarf im
Gesundheitswesen in der Region unter dem Blickwinkel »Geschlechtergerechte
Gesundheitsversorgung« zu beleuchten.
Hauptreferenten
waren Petra Kolip, Professorin am Institut für Geschlechterforschung in Bremen und
Thomas Altgeld, Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit,
Niedersachsen. Sie wiesen mit viel Esprit nachdrücklich auf den hohen
Handlungsbedarf hin, der erforderlich ist, um eine gute Versorgungsqualität
unter geschlechtsspezifischen Aspekten sicherzustellen. Für einzelne
Erkrankungen fehlten immer noch aussagekräftige Daten, beispielsweise zur
spezifischen Symptomatik von Männern und Frauen bei Depressionen.
Hohes Herzinfarktrisiko für Frauen
Experten
gehen hier von einer deutlichen Minderversorgung bei Männern aus, während im
Bereich Frauenherzen Männerherzen die vorhandenen Daten ein signifikant
erhöhtes Sterberisiko von Frauen bei Herzinfarkt belegen. Frauen sind deshalb
besonders gefährdet, weil sich ihre Symptome von den klassischen Symptomen bei
Männern deutlich unterscheiden und sie häufig zu spät behandelt werden oder
nicht als Herzinfarktpatientinnen erkannt werden.
Wie
aber kann in OWL eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung weiter vernetzt
werden? Dieser Frage gingen die TeilnehmerInnen am Nachmittag in Arbeitsgruppen
nach. Nachdem die Landesregierung die Mittel für die Koordinationsstelle Frauen
und Gesundheit Anfang des Jahres gestrichen hat, sei hier die Politik
gefordert, zur Absicherung beizutragen.
Inhaltlich
haben sich die Tagungsbeteiligten Aufgaben für das kommende Jahr gestellt. Die
Netzwerke Frauen und Sucht sowie Männer und Sucht werden ihre begonnene
Arbeit vernetzt fortsetzen; die Gruppe Frauenherzen Männerherzen wird eine
Informationsbroschüre »An Herzinfarkt denken« entwickeln und den Kommunen in
OWL zur Verfügung stellen. Die neu gegründete Arbeitsgruppe des Netzwerkes Depression
betrifft Frauen und Männer will zur besseren Früherkennung und Behandlung von
Depressionen bei Männern in Kooperation mit der Universität Bielefeld gezielt
Forschungsvorhaben vorantreiben.