Werbung für Medikamente? (25.10.2006)
Die
US-amerikanische Pharmaindustrie gibt jährlich doppelt so viel für Werbung und
Administration aus, wie für die Erforschung neuer Medikamente. Allein eine
Milliarde Euro steckt die Pharmaindustrie jährlich in kostenlose Ärztemuster. Gut
400 Millionen Euro fließen alljährlich in die Werbung für rezeptfreie
Medikamente. Auf Plakatwänden, in Fernsehen, Radio und Presse prangen die
Werbeslogans für Aspirin & Co.
EU-weit
herrscht Verbot der Bewerbung verschreibungspflichtiger Medikamente. Nun
fordert die Europäische Kommission aber eine Reform der europäischen
Arzneimittelgesetzgebung. HAI (Health Action International), ein weltweites
unabhängiges Netzwerk aus über 200 gesundheitspolitischen Gruppen in 70
Ländern, zu dem auch die Bielefelder BUKO-Pharmakampagne gehört, lehnt diesen
Vorstoß der Kommission ab.
Die
Europäische Kommission hat mit dem Arzneimittel-Forum eine Einrichtung
geschaffen, die sich um Belange der öffentlichen Gesundheit und die Reform der
Arzneimittelgesetzgebung in der EU kümmern soll. Am Arzneimittel-Forum sind
etliche Vertreter der Pharmaindustrie beteiligt. Aus diesem Forum kommt nun die
Forderung, Werbung verschreibungspflichtiger Arzneimittel zuzulassen.Jorgo
Chatzimarkakis, einer der drei Europaabgeordneten aus dem Leitungskomitee des
Arzneimittel-Forums, regte die Schaffung einer Public Private Partnership an,
die Patienten mit Informationen über verschreibungspflichtige Medikamente
versorgen könnte. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass Artikel 88, der sich
mit Werbung für medizinische Produkte befasst, geändert werden müsse.
Aufgrund
des Interessengegensatzes, der Verkauf und Gewinn über die öffentliche
Gesundheit stellt, sei die pharmazeutische Industrie überhaupt nicht in der
Lage, die Informationen zu liefern, die die Menschen benötigen, erklärt HAI
nun.
Weitere
Informationen: www.haiweb.org