Aufspaltung abgelehnt (27.09.2006)
Der Betriebsrat des Vereins BAJ stimmt der Neuordnung der
Jugendberufshilfe zu. Damit hört der Konsens jedoch auch schon auf. Auf einer
Betriebsratssitzung in dieser Woche lehnt der Betriebsrat eine Aufspaltung des
BAJ nämlich deutlich ab. »Eine Aufspaltung schwächt beide Teile und macht
Synergieeffekte zunichte«, erklärt Albert Heidinger, Betriebsratsvorsitzender
im BAJ.
Der Verein BAJ ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz auf
dem ehemaligen Industriegelände Dürkopp Tor 6. Jugendliche werden aus- und
weitergebildet. Ziel ist es dabei, sie in den ersten Arbeitsmarkt zu
integrieren. Aktuell werden im BAJ rund 500 Jugendliche betreut. Die Stadt
verlangt nun eine Aufspaltung des BAJ in eine Jugendberufshilfe und einen
freien Bereich. Für die Jugendberufshilfe hat die Stadt bis 2010 Geld zugesagt.
Über den zweiten Bereich soll sich das BAJ um Aufträge bei der Agentur für
Arbeit bemühen. Die Stadttochter REGE Gemeinnützige Regionale
Personalentwicklungsgesellschaft mbH die als Steuerungsgesellschaft die lokale
Arbeitsmarktpolitik der Stadt betreibt hat die Aufspaltung forciert und vom
BAJ-Vorstand eine Entscheidung verlangt.
Der Vorstand hat inzwischen zähneknirschend zugestimmt. Eine
Mitgliederversammlung am 27. September muss aber ebenfalls noch grünes Licht
für die Aufspaltung geben, bevor der Rat der Stadt das Thema in seiner Sitzung am 28. September behandeln wird. Der Betriebsrat des BAJ hält auch das städtische
Argument, künftig müssten kommunaler und wettbewerblicher Teil sauber getrennt
sein, für vorgeschoben, da die Stadt in der Jugendberufshilfe selbst
mischfinanziere. Wenn die Stadt beim BAJ tatsächlich 775.000 Euro einsparen
wolle, würde dies bei einem aktuellen Beschäftigtenstand von 20 Mitarbeitern
monatlich 3.200 Euro Lohneinbuße bedeuten.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat bereits
im Jahr 2005 eine Notlagenvereinbarung mit dem Verein BAJ e.V. abgeschlossen.
Mit dieser Vereinbarung haben die Beschäftigten des BAJ e.V. zeitlich befristet
auf die Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeldern verzichtet. In Einrichtungen
der Konkurrenz werden für ausgebildete Pädagogen Bruttolöhne bis zur Hälfte
unter geltenden Tarifstandards bezahlt. »Unter diesen Bedingungen ist es
auszuschließen, dass eine dem Klientel entsprechende pädagogische Betreuung zu
gewährleisten ist«, erklärt ver.di Bielefeld.
Für ver.di ist die besondere Stärke des Vereins BAJ das vielfältige Angebot an Maßnahmen mit unterschiedlichsten
Laufzeiten und Qualifikationen unter einem Dach. Damit ermögliche der Verein
ein weitgehend passgenaues, aufeinander aufbauendes Angebot für marktbenachteiligte Jugendliche.
ver.di fordert nun gemeinsam mit dem Betriebsrat eine Aussetzung des Ultimatums durch die Stadt. Die Stadt solle stattdessen ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickeln. Für das BAJ als Ganzes wird eine finanzielle Absicherung durch die Stadt gefordert.
ver.di fordert weiter, dass die Maßnahmen der Berufsbildung nach
Mindestkriterien zu vergeben sind, etwa durch die Erstellung von Qualitätsstandards,
die Gewährleistung tariflicher Vergütungen und Rahmenbedingungen für die
Beschäftigten.