Was tun, wenn jemand die Kreditkarte, den Führerschein, die
Ausweispapiere stiehlt? Und damit die Identität seines Opfers annimmt? Diese
Schreckensvision beschreibt T.C. Boyle in seinem neuen Roman »Talk Talk«.
Dana Halter, eine der Hauptpersonen, wird nach einem
Verkehrsunfall aus ihrem Leben herausgerissen. Weil sich jemand unerlaubt
Zugriff auf ihre Identität verschafft und in ihrem Namen großzügig ihren
Kreditrahmen sprengt und illegale Unternehmungen tätigt, wird sie für eine
Schwerkriminelle gehalten. Sie wird verhaftet und verliert ihren Job. Die
kreuzbrave Lehrerin hat nun ein Problem, und kaum einer kann sie verstehen,
denn zu allem anderen ist Dana Halter gehörlos.
Schon mehrfach hat der amerikanische Erfolgsschriftsteller
seine Vorliebe für an sich kaum glaubhafte Storys gezeigt. Sie erlauben es ihm,
ernsthafte Sachverhalte grotesk zu überhöhen und sie damit für uns les- und
genießbar zu machen. So auch in der in »Talk Talk« erzählten Geschichte des
Identitätsdiebstahls, von dem Dana Halter betroffen ist, und an der ein junger
skrupelloser Mann namens Peck oder wie auch immer er sich gerade nennt
nicht ganz unschuldig scheint.
Wer die Roman T.C.
Boyles kennt, weiß, dass er zunächst
einmal spannend schreiben und uns mitnehmen will auf seine literarische Reise.
Wenn er etwas anprangert, das ihm moralisch verwerflich scheint, dann tut er
dies durchaus in einer sich anarchisch entwickelnden Geschichte, mitunter mit
dem Blick des Satirikers. Etwas, das ihm immer wieder gelingt und das der moralischen Belehrungskraft wohltuend
widersteht.
T.C. Boyle, Talk Talk, Hanser Verlag, 21,50 EUR
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