Webwecker Bielefeld: Etwa zweihundert Nazis erwartet (15.09.2006)

Etwa zweihundert Nazis erwartet (15.09.2006)



Am Mittwoch verteilten Rechtsradikale Flugblätter entlang der Demonstrationsroute, auf der sie am Samstag für einen Nationalen Sozialismus demonstrieren wollen. Sie steckten die Propagandaschriften in Briefkästen und warben für ihre Demonstration unter dem Motto »Gegen Sozialabbau und Rentenklau, für einen Nationalen Sozialismus«.

Die Bielefelder Polizei ging am Dienstag davon aus, dass sich an der etwa zweihundert  Rechtsextreme aus Ostwestfalen, dem Ruhrgebiet und Niedersachsen beteiligen. »Die Zahl kann sich aber noch ändern«, teilte Dirk Butenuth, Leiter des Staatsschutzes mit. Anmelder der Demonstration ist der Verler Christian Menzer. Er hatte bereits die Gütersloher Demonstration »Für Nationale Jugendzentren« im März angemeldet. Nach Auffassung des Staatsschutzes bemüht er sich in Gütersloh eine Kameradschaft aufzubauen, zur Zeit umfasse die Gruppierung etwa 20 Personen. Durch die Demonstration im März dürfte sich »der Anmelder subjektiv gestärkt fühlen«, vermutet Butenuth, die Zahl der Kameraden habe sich aber nicht erhöht.

Noch weniger Mitglieder hat nach Angaben Butenuths die Kameradschaft »Nationale Offensive Schaumburg«, neun Personen gehörten ihr an. Die Kameraden haben eine Demonstration in Minden angemeldet, ab 13 Uhr wollen sie dort die Bielefelder Demonstration fortsetzen. Eine Mahnwache der Gewerkschaft verdi vor einer ehemaligen Kaserne wurde inzwischen vom zuständigen Bielefelder Polizeipräsidium untersagt, die Gewerkschaft hat dagegen einen Eilantrag an das Verwaltungsgericht gestellt. Auch Mahnwachen entlang der Route der Rechten in Gütersloh wurden untersagt. Demonstrationen und Aktionen gegen Rechtsextremismus wurden in den letzten Tagen auch für verschiedene Orte im nördlichen Ostwestfalen angekündigt. Denn die Nationale Offensive hatte angedroht auch in Herford, Löhne, Porta Westfalica, Lübbecke oder Espelkamp für Nationalen Sozialismus zu marschieren, bis Freitag Mittag hat sie jedoch keine weiteren Demonstrationen angemeldet.

Auf die Frage, ob die Schaumburger als gewalttätig einzuschätzen seien, verweist Dirk Butenuth darauf, dass es 2005 in der Region nur elf »Gewaltdelikte im Sinne der Definition«  gegeben habe. Konkret auf den Überfall auf die »Alte Pauline« angesprochen, bei dem mehrere Fenster eingeworfen wurden und hinter dem Antifaschisten die Nationale Offensive vermuten, erklärt Butenuth: »Das Einschlagen bzw. Einwerfen des Fensters der „Alten Pauline“ ist eine Sachbeschädigung und somit kein Gewaltdelikt«.

Dass sie zumindest kein Blatt vor den Mund nehmen, zeigen die Schaumburger auf ihrer Internetseite. Dort heißt es zur Mindener Gegendemonstration: »Bezüglich der Abläufe des 16. Septembers bleibt amüsanterweise festzustellen, dass die Organisatoren zu friedlichem Protest aufrufen, jedoch zugleich eine Allianz mit Antifa, Juden und anderen Gruppierungen bilden«. Auf die Frage, ob eine solche antisemitische Äußerung – eine Allianz mit Juden spricht für die Neonazis offensichtlich gegen friedlichen Protest – wegen Volksverhetzung zu verfolgen sei, antwortet Dirk Butenuth kurz und knapp: »Nein«.