Sennesee gerät ins Schwimmen (06.09.2006)
Von Manfred Horn
Ein Sennesee im Süden der Stadt wird unwahrscheinlicher. Der
Stand der Dinge wurde bei der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag erörtert,
und klang nicht sonderlich optimistisch. Selbst Pit Clausen, Fraktionsvorsitzender
der SPD, der den Sennesee im Frühjahr in die politische Debatte geworfen hatte,
sprach nur noch von einer fünfzig-prozentigen Realisierungschance. Denn während
die Politik sich nicht entscheiden kann, schafft ein Unternehmer aus
Norddeutschland Tatsachen, indem er drei Abgrabungsstellen entlang der Trasse
der A33 bei Bielefeld beantragt hat. Mergel und Sand sind für den Bau der A33
und des Autobahnkreuzes nötig. Kommen sie aus kleineren Abgrabungsstellen, wird
der Sennesee nicht entstehen können. Eine der drei Abgrabungsstellen, die das
Unternehmen beim Landesstraßenamt beantragt hat, liegt allerdings auf der
Fläche des Sennesees (WebWecker berichtete).
Eberhard David, Oberbürgermeister und Verwaltungschef, berichtete
während der Ratssitzung, welche Schritte die Verwaltung bisher unternommen hat.
So wurde eine Projektgruppe eingesetzt und ein Finanzierungskonzept in Auftrag
gegeben. Erste Zwischenergebnisse werden in den nächsten Tagen erwartet, das
Endkonzept soll aber erst Ende Oktober stehen. Auch die anderen Nachrichten
Davids waren wenig erfreulich: An Spenden für das Seeprojekt seien bisher erst
Zusagen für 7.000 Euro von der heimischen Wirtschaft eingegangen. Ein eventuell
nötiger Lärmschutz um den See müsse die Stadt bezahlen, der Landesbetrieb
Straßen NRW erklärt sich für nicht zuständig. Die Eigentümer des Geländes wären
teilweise nicht verkaufsbereit. Zudem sei nun doch ein Antrag auf Änderung im
Gebietsentwicklungsplan notwendig. Diese Änderung könne aber erst eingebracht
werden, wenn das Finanzierungskonzept vorliegt.
Kein Zusammenhang zwischen Sennesee und A33
»Weitere Maßnahmen sind nicht geplant«, schloss David seinen
Bericht. Dreh- und Angelpunkt sei das Betriebs- und Finanzierungskonzept. Dann
fügte er noch an, er sehe keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Bau
der A33 und einem Sennesee. Dieser sei in der kurzen Zeit bis Baubeginn des
A33-Abschnittes gar nicht realisierbar, ergänzte Detlef Helling von der
CDU-Ratsfraktion. David mahnte auch zum wiederholten Mal an, dass mit den
Planungen zum Sennesee ein Untersee aus den Planungen rausgenommen werden
würde. »Es kann uns passieren, dass wir dann mit leeren Händen dastehen«
Clausen hingegen sieht in dem See weiterhin eine »Jahrhundertchance«.
Ohne den Bau der A33 könne die Stadt keine kostenlosen Abgrabungen erwarten. An
David gerichtet, sagte er: »Ich habe den Eindruck, da steht jemand auf der
Bremse«. Hartmut Geil von der grünen Fraktion befürchtet, dass es in Bielefeld
nie einen See geben wird: »Den einen ist der See zu rot, den anderen zu schwarz«,
sagte er mit Blick auf die Planungen für einen Untersee im Bielefelder Norden
und einen Sennesee im Bielefelder Süden. Die CDU hatte Ende der 1990er einen
Untersee gepuscht, die SPD forciert jetzt die Planungen für einen Sennesee.