Harald Hampel-Lunkenheimer: »Wir wollen die Saison durch weitere Angebote um vier Monate verlängern«
Bis zum Frühjahr war unklar, ob es für das Freibad Gadderbaum überhaupt eine weitere Saison geben würde: Die BBF, die Bielefelder Bäder und Freizeitstätten GmbH, wollte den überlebensnotwendigen Zuschuss nicht rausrücken. (WebWecker berichtete). Jetzt, Anfang August, läuft das Bad.
Von Manfred Horn
Als die Grünen am Montag einen Besuch im Freibad an der Rehwiese abstatteten, sahen sie ein Freibad im Umbau. An vielen Stellen wird gewerkelt, um Verbesserungen für die Besucher zu erreichen. So entsteht gerade eine Rampe für Rollstuhl und Kinderwagenfahrer. Vorher war das Bad nur über Treppen zu erreichen. Ein großer Sandkasten wurden angelegt. »Das war alles völlig unkompliziert. Ein Förster hat das Holz gespendet, dass den Sandkasten umrahmt. Und ein Baggerfahrer hat mal eben den Sand da rein geschüttet«, berichtet Harald Hampel-Lunkenheimer, der neue Vorsitzende des Fördervereins. An anderer Stelle steht nun ein Buchregal, aus dem sich die Besucher zwecks Schmökern im Bad bedienen können.
Das Becken für die Krabbelkinder wurde saniert, es soll sogar noch ein großes Sonnensegel erhalten. Harald Hampel-Lunkenheimer, der neue Vorsitzende des Fördervereins, ist täglich im Bad. Denn der Kunst- und Werkerzieher packt mit an: So verschönern gerade Schüler der Bodelschwingh-Schule den überdimensionierten Betonkasten, der zum Schwimmbad gehört, mit Spiegelstücken. An anderer Stelle wird die Fassade angestrichen, passend zum Bad in Himmelblau.
Eine ganze Menge hat der Förderverein in den vergangenen Monaten bereits geschafft: Räume wurden entrümpelt und verschönert, die Fußball-WM auf der großen, halboffenen Fläche im Gebäude übertragen. In anderen Bereichen sieht der Förderverein noch dringenden Handlungsbedarf: Die Zahl der Toiletten reicht bei gut besuchten Schwimmtagen nicht aus. So gibt es nur zwei funktionsfähige Toiletten für Frauen. »Viel zu wenig«, weiß Hannelore Pfaff vom Förderverein. Dabei gibt es im Erdgeschoss noch eine ganze Reihe von Duschen und Toiletten. Doch die sind seit Jahren stillgelegt, weil Rohre platzten. Die will der Förderverein nun wieder aktivieren, ist dafür aber auf Geld von der BBF angewiesen.
Das Bad hatte bis Ende Juli mehr als 30.000 Besucher. Eine stolze Zahl, die nicht nur am guten Wetter liege: »Die Leute sind auch neugierig. Es hat sich rumgesprochen, dass hier im Bad einiges passiert«, sagt Hampel-Lunkenheimer. So hat das Bad auf Wunsch auch am Abend geöffnet. Dann darf zwar mangels Bademeister nicht mehr geschwommen werden, aber Gruppen können das Areal samt Grillplatz gegen 20 Euro mieten. Demnächst will Hampel-Lunkenheimer dicke Sandsteine aufstellen. An denen können dann Kinder und Jugendliche herummeißeln. »Das Werkzeug gibts beim Bademeister«, sagt er. Sein Ziel: Kindern und Jugendlichen spannende, neue Formen der Beschäftigung eröffnen und mit den Ergebnissen das Bad verschönern.
Das Bad als Treffpunkt, als sozio-kultureller Ort: Daran arbeitet der Förderverein. Er denkt bereits darüber nach, das benachbarte Brachgelände, auf dem früher das Hallenbad stand und das längst planiert ist, von der Stadt anzumieten. Dort könnten weitere Freizeitangebote entstehen, vom Minigolf bis zu einer Paddelstrecke. »Das wäre die Erfolgsnummer im Stadtbezirk«, sagt Hampel-Lunkenheimer.
Großsponsor noch nicht aufgetaucht
Der Förderverein will viel und glaubt an den Erfolg. Die Mitgliederzahl hat sich binnen weniger Monate vervierfacht. Über 600 Menschen unterstützen jetzt durch ihre Mitgliedschaft das Bad. Doch viele Ideen lassen sich nur mit Geld umsetzen. Und die BBF hält sich bedeckt, was die Zukunft des Bades angeht.
Unterstützen das Freibad: die Grünen. Hier testen einige Ratsmitglieder das Wasser
Und ein Sponsor ist nach wie vor nicht in Sicht. »Wir bieten auch an, das Bad nach dem Sponsoren zu benennen«, sagt Hampel-Lunkenheimer. Doch bisher ist noch kein dicker Fisch ins Becken geraten. Auch die von Bodelschwinghschen Anstalten halten sich bisher vornehm zurück. Immerhin haben sie für 2007 zugesagt, 5.000 Euro Wassergeld zu erlassen. Das Wasser fürs Bad kommt nämlich vom betheleigenen Wasserwerk.
Nun ist die Politik im Rat gefordert, das Weiterbestehen des Bades zu gewährleisten. Denn die BBF, an der alles hängt, ist eine Tochter der Stadtwerke. Und an denen hält die Stadt nach wie vor eine dünne Mehrheit. Der Rat der Stadt hat hier durchaus Steuerungsmöglichkeiten, zumal Spitzenpolitiker in den Gremien der Stadtwerke und der BBF sitzen. »Wir können die vielen hundert Bürger, die sich durch tatkräftige Unterstützung für ihr Freibad einsetzen, nicht einfach ignorieren. Wir werden intensiv daran arbeiten, dass das Freibad auch im nächsten Jahr wieder seine Pforten öffnen kann.«, verspricht Inge Schulze, grüne Fraktionsvorsitzende. Sie trat ebenso wie das Ratsmitglied Klaus Rees bei ihrem Besuch im Bad auch dem Förderverein bei.