Gemeinsam Einsamkeit besiegen (09.08.2006)
(v.l.) Ruth Einenckel und Grete Naumann spielen im HOT-Garten. Foto: Werner Krüper
Segeltörns in der Karibik, mit dem Wohnmobil von New York nach
Kanada, immer gemeinsam unterwegs Ruth und Hans-Georg Einenckel
kannten keine Langeweile. Dreißig Jahre sind sie nun verheiratet und
planten, ihren Ruhestand aktiv zu genießen. Doch dann erkrankte
Hans-Georg Einenckel an Alzheimer, er lebt inzwischen in einem
Pflegeheim. Auf einmal muss Ruth Einenckel zusehen, wie sie ihr Leben
alleine gestaltet. Eine sinnvolle Beschäftigung fand sie unter anderem
im Haus der Offenen Tür an der Kreuzstraße, einem Begegnungszentrum für
ältere Menschen des Evangelischen Gemeindedienstes im Johanneswerk in
Bielefeld. Dort arbeitet die Gütersloherin seit vier Jahren als
Ehrenamtliche.
Ruth Einenckel ist kleinwüchsig. Aufgrund ihrer 1,30 Meter
Körpergröße hat sie oft mehr kämpfen müssen als andere. Einenckel war
30 Jahre beim Jugendamt beschäftigt. »Aber eine typische Beamtin war
ich nie«, lacht sie. Nach der Pensionierung wollte sie sich weiter für
Menschen engagieren. Im HOT bietet sie eine Spielrunde an. In das
Begegnungszentrum kommen ältere alleinstehende Menschen oder Ehepaare,
die zumeist noch selbstständig in ihren eigenen Wohnungen wohnen und
Gesellschaft suchen. Bei Bildungs- und Kreativangeboten oder in
Internetkursen können sie ihre Kompetenzen einbringen und Neues lernen.
Viele kommen aber auch nur, um im Cafe oder beim gemeinsamen Frühstück
ein nettes Gespräch zu führen und neue Leute kennen zu lernen.
»Einsamkeit durch Normalität vertreiben«, nennt das Einenckel, die sich
wünscht, dass mehr einsame Menschen ins HOT kämen.
Die täglichen Besuche bei ihrem Mann, das bisherige Amt als
Schriftführerin beim Seglerclub SCWi, die Unterstützung bei der
Seniorenfreizeit ihrer Kirchengemeinde, die Arbeit im HOT und die
regelmäßigen Fahrten zu einer blinden Freundin, um dieser unter die
Arme zu greifen für viele wäre das große Pensum der kleingewachsenen
Frau wohl zu viel. Doch: »Helfen ist auch immer ein Stückchen Egoismus.
Es gibt mir ein gutes Gefühl«. Demnächst würde sie gerne auch noch eine
Skat-Runde anbieten. »Aber eine gemütliche. Nicht wie die Männer-Runde
hier im HOT, die immer nur gewinnen wollen«, schimpft sie lachend.
Wer mehr über die Angebote im Haus der Offenen Tür des
Evangelischen Gemeindedienstes erfahren oder sich selbst ehrenamtlich
engagieren will, kann sich wenden an: Susanne Bartenbach Tel.: 0521. 13
68 075.