Webwecker Bielefeld: ÄrztInnenverzeichnis für MigrantInnen (05.07.2006)

ÄrztInnenverzeichnis für MigrantInnen (05.07.2006)






Der Arbeitskreis Interkulturelle Frauenberatung freut sich darüber, dass die Broschüre nun erschienen ist: (v.l.n.r.) Gudrun Linnenbürger (Frauenhaus), Monika Kruse (Frauenbüro), Cornelia Neumann (Psychologische Frauenberatung), Ruth Rennings (Interkulturelles Büro), Gabriele Block (Psychologische Frauenberatung), Magdalene Sadura (Frauennotruf)





Von Manfred Horn

Der Arbeitskreis ›Interkulturelle Frauenberatung‹ hat erstmalig ein Verzeichnis von ÄrztInnen und psychotherapeutischen Praxen für MigrantInnen herausgegeben. In der 60-seitigen Broschüre, die der Arbeitskreis kostenlos abgibt, findet sich ein Verzeichnis der ÄrztInnen je nach Sprachkompetenz.

So erfahren die LeserInnen, dass sich der Zahnarzt Markus Höing mit seinen PatientInnen nicht nur in der deutschen, sondern auch in der albanischen Sprache unterhalten kann. Je nach Sprache sind die Ärzten und auch Mitarbeiter der Praxen eingeteilt. Die Sprachen reichen dabei von Albanisch bis Ungarisch. Weiter wird den LeserInnen über Symbole mitgeteilt, ob es sich um einen Arzt oder Mitarbeiter, um eine Frau oder einen Mann handelt. Ein weiteres Symbol weist darauf hin, ob der Zugang zu der Praxis behindertengerecht ist. Im Vorwort finden sich in acht Sprachen Erläuterungen, darunter in russisch, türkisch und arabisch.

Der Arbeitskreis ›Interkulturelle Frauenberatung‹ hat sich vor zehn Jahren auf Initiative der ›Psychologischen Frauenberatung‹ hin gegründet. 20 Organisationen wie der Frauennotruf, die Migrantendienste der Wohlfahrtsverbände, die Aidshilfe und der Sozialberatungsverein Widerspruch sind aktuell über den Arbeitskreis vernetzt. In der Vergangenheit veröffentlichte er eine RechtsanwältInnenliste in verschiedenen Sprachen oder schrieb einen Brief an den bundesweiten und lokalen Ombudsrat in Sachen Hartz IV. Der Arbeitskreis macht »parteiliche Öffentlichkeitsarbeit aus der Beratungstätigkeit heraus«.

Das nun in einer 1.000-Auflage erschienene Ärzteverzeichnis, das ausschließlich für Bielefeld gilt, wurde durch Zuschüsse und Spenden, unter anderem vom Kirchenkreis, dem Ökofond und dem Unternehmerinnenverband finanziert. Bis auf eine kleine Restsumme ist das Geld zusammengekommen. Hintergrund der Veröffentlichung ist das Problem, dass sich MigrantInnen beim Arzt mangels Sprachkenntnissen nicht verständlich machen können. »Die bekommen dann einfach Medikamente«, sagt Ruth Rennings vom Interkulturellen Büro das Stadt, das an der Erstellung des Verzeichnisses ebenfalls beteiligt war. Bei der Stadt gebe es öfters Anfragen, ob nicht ein Dolmetscher zur Verfügung gestellt werden könne. Ohne Sprache seien die PatientInnen oft sprachlos und könnten ihre Beschwerden nicht richtig vermitteln.

In das Verzeichnis wurden nur KassenärztInnen aufgenommen, um den NutzerInnen unangenehme Überraschungen mit plötzlichen Kosten zu ersparen. »Das Verzeichnis stellt zudem keine Empfehlungen dar«, sagt Cornelia Neumann von der ›Psychologischen Frauenberatung‹. Es sei nicht darum gegangen, die Qualität der ÄrztInnen zu bewerten.

Die Broschüre geht wegen ihrer begrenzten Stückzahl vor allem an MultiplikatorInnen, also Beratungsstellen. Zudem kann der Arbeitskreis die Broschüre als PDF zur Verfügung stellen, so dass sie auf Internetseiten eingebunden werden kann. Krankenhäuser und Krankenkassen hätten schon Interesse angemeldet. Eine Neuauflage ist in einigen Jahren sicherlich nötig, schließlich wechseln vor allem MitarbeiterInnen, auch die Adressen von Arztpraxen können sich verändern. »Durch die Broschüre wollen wir auch anstoßen, welche Bedeutung Sprachkompetenz im gesundheitlichen Kontext hat«, erklärt Neumann und fügt an: »So gesehen handelt es sich auch um ein Politikum«.


Kontakt zum Arbeitskreis über die Psychologische Frauenberatung, Ernst-Rein-Straße 33, 33613 Bielefeld, fon: 0521 -12 15 97. Im Netz: http://www.frauenberatung-bi.de