Der Arbeitskreis Interkulturelle Frauenberatung
freut sich darüber, dass die Broschüre nun erschienen ist: (v.l.n.r.)
Gudrun Linnenbürger (Frauenhaus), Monika Kruse (Frauenbüro), Cornelia
Neumann (Psychologische Frauenberatung), Ruth Rennings
(Interkulturelles Büro), Gabriele Block (Psychologische
Frauenberatung), Magdalene Sadura (Frauennotruf)
Von Manfred Horn
Der Arbeitskreis Interkulturelle Frauenberatung hat erstmalig ein
Verzeichnis von ÄrztInnen und psychotherapeutischen Praxen für
MigrantInnen herausgegeben. In der 60-seitigen Broschüre, die der
Arbeitskreis kostenlos abgibt, findet sich ein Verzeichnis der
ÄrztInnen je nach Sprachkompetenz.
So erfahren die LeserInnen, dass sich der Zahnarzt Markus Höing mit
seinen PatientInnen nicht nur in der deutschen, sondern auch in der
albanischen Sprache unterhalten kann. Je nach Sprache sind die Ärzten
und auch Mitarbeiter der Praxen eingeteilt. Die Sprachen reichen dabei
von Albanisch bis Ungarisch. Weiter wird den LeserInnen über Symbole
mitgeteilt, ob es sich um einen Arzt oder Mitarbeiter, um eine Frau
oder einen Mann handelt. Ein weiteres Symbol weist darauf hin, ob der
Zugang zu der Praxis behindertengerecht ist. Im Vorwort finden sich in
acht Sprachen Erläuterungen, darunter in russisch, türkisch und
arabisch.
Der Arbeitskreis Interkulturelle Frauenberatung hat sich vor zehn
Jahren auf Initiative der Psychologischen Frauenberatung hin
gegründet. 20 Organisationen wie der Frauennotruf, die Migrantendienste
der Wohlfahrtsverbände, die Aidshilfe und der Sozialberatungsverein
Widerspruch sind aktuell über den Arbeitskreis vernetzt. In der
Vergangenheit veröffentlichte er eine RechtsanwältInnenliste in
verschiedenen Sprachen oder schrieb einen Brief an den bundesweiten und
lokalen Ombudsrat in Sachen Hartz IV. Der Arbeitskreis macht
»parteiliche Öffentlichkeitsarbeit aus der Beratungstätigkeit heraus«.
Das nun in einer 1.000-Auflage erschienene Ärzteverzeichnis, das
ausschließlich für Bielefeld gilt, wurde durch Zuschüsse und Spenden,
unter anderem vom Kirchenkreis, dem Ökofond und dem
Unternehmerinnenverband finanziert. Bis auf eine kleine Restsumme ist
das Geld zusammengekommen. Hintergrund der Veröffentlichung ist das
Problem, dass sich MigrantInnen beim Arzt mangels Sprachkenntnissen
nicht verständlich machen können. »Die bekommen dann einfach
Medikamente«, sagt Ruth Rennings vom Interkulturellen Büro das Stadt,
das an der Erstellung des Verzeichnisses ebenfalls beteiligt war. Bei
der Stadt gebe es öfters Anfragen, ob nicht ein Dolmetscher zur
Verfügung gestellt werden könne. Ohne Sprache seien die PatientInnen
oft sprachlos und könnten ihre Beschwerden nicht richtig vermitteln.
In das Verzeichnis wurden nur KassenärztInnen aufgenommen, um den
NutzerInnen unangenehme Überraschungen mit plötzlichen Kosten zu
ersparen. »Das Verzeichnis stellt zudem keine Empfehlungen dar«, sagt
Cornelia Neumann von der Psychologischen Frauenberatung. Es sei nicht
darum gegangen, die Qualität der ÄrztInnen zu bewerten.
Die Broschüre geht wegen ihrer begrenzten Stückzahl vor allem an
MultiplikatorInnen, also Beratungsstellen. Zudem kann der Arbeitskreis
die Broschüre als PDF zur Verfügung stellen, so dass sie auf
Internetseiten eingebunden werden kann. Krankenhäuser und Krankenkassen
hätten schon Interesse angemeldet. Eine Neuauflage ist in einigen
Jahren sicherlich nötig, schließlich wechseln vor allem
MitarbeiterInnen, auch die Adressen von Arztpraxen können sich
verändern. »Durch die Broschüre wollen wir auch anstoßen, welche
Bedeutung Sprachkompetenz im gesundheitlichen Kontext hat«, erklärt
Neumann und fügt an: »So gesehen handelt es sich auch um ein
Politikum«.
Kontakt zum Arbeitskreis über die Psychologische Frauenberatung,
Ernst-Rein-Straße 33, 33613 Bielefeld, fon: 0521 -12 15 97. Im Netz: http://www.frauenberatung-bi.de