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Der Keiler



Von Harald Manninga

Gottfried Binder (Joachim Król) arbeitet als »Präparator« in der Pathologie der Uni-Klinik. Das heißt: Er näht die Leichen wieder zu, die irgendwelche Ärzte auf verdächtige Dinge untersucht haben. Nun ist die Pathologie aber nicht die Gerichtsmedizin, und das heißt, dass hier eigentlich eher irgendwelche Zellen auf krankhafte Veränderungen untersucht werden. Und das wiederum heißt, dass auch Gottfrieds Lungenkrebs-Dinge hier untersucht wurden.

Halbwegs zufällig bekommt Gottfried seine Befunde, die er eigentlich gar nicht sehen dürfte, in die Hände, und stellt fest, dass er vom begutachtenden Arzt Dr. Götze (Stefan Kurt) über seinen Zustand belogen wurde. Dieser Dr. Götze ist ein allgemein unbeliebtes Quadratarschloch, das sich mit allem und jedem anlegt, koste es, was es wolle, solange es nur seinem Fortkommen und seiner dummen Eitelkeit entgegen kommt. Und auch sonst: Sogar mit dem eigenen Chef, dem Professor (Friedrich von Thun) gerät er in Streit.

Nachdem Gottfried weiß, wie es wirklich um ihn steht, beschließt er, die Welt von diesem Unmenschen zu befreien. Bis zur Tötung des Opfers geht auch alles glatt, aber dann kommt ihm eine Spaziergängerin in die Quere. Nicht zu reden von der Schussligkeit des Professors, der an einer Art Vorform von Alzheimer leidet, oder aber eben gerade nicht leidet, denn er merkts ja selber nur halb, was er für Ausfälle hat. Dafür aber die andern umso mehr, die das Spiel jedoch sehr liebevoll mitmachen.


Ungefähr 15 Jahre musste Regisseur Urs Egger immer mal wegen der Filmrechte anklopfen, nachdem er das Exposé des Romans von Felix Mettler, der dem Film zugrunde liegt, gelesen hatte. Jetzt irgendwann, nachdem es das Buch nur noch höchstens in Antiquariaten gibt, hat er sie bekommen.

Und Gott sei Dank, dass er sie dann endlich doch bekommen hat; denn dieser Film ist einfach prima! Dafür stehen schon die Hauptdarsteller Joachim Król und Friedrich von Thun, die ihre jeweiligen Rollen mehr als »gewohnt gut« abliefern. Aber dabei ist auch die Geschichte derart komisch, dass es nur so klingelt!


Die Idee ist ja mal wieder nicht sonderlich neu, wer wollte nicht schon mal wem aus den Etagen etwas weiter oben den Tod an den Hals wünschen, und wer hat nicht zumindest schon mal von der Frage gehört, was man denn wohl täte, wenn man wüsste, dass man nur noch ein paar Wochen zu leben hat, grad auch in Bezug auf einen ungeliebten Chef...

Selten aber ist diese Konstellation so komisch, lustig, grotesk, bitterböse und liebevoll in Szene gesetzt worden. Ein herrlicher Film! Bitte auf keinen Fall verpassen, wenn er nächstes Jahr im Fernseh kommt!


Kleines Bonmot am Rande: Bei der Vorstellung in Hof konnte Joachim Król nicht an sich halten und musste diese Geschichte auch noch erzählen (»entschuldige, Friedrich, aber die ist einfach zu schön!«): Schauspieler würden häufig gefragt, wie lange ihnen denn ihre Rollen noch nachgingen, berichtet Król, und Friedrich von Thun hat ja den leicht altersdebilen »Professor« äußerst überzeugend gespielt. - Folglich (?) ist er eine Woche zu früh nach Hof gereist...