All People is Plastic
Von Harald ManningaDer Titelvorspann gibt schon das Programm vor: er ist aus einem Barcode zusammengesetzt, in dem man grad so eben den Titel entziffern kann. Geöffnet wird mit einem Blick auf ein halbwegs ausdrucksloses Gesicht einer in Grautönen gehaltenen Menschengestalt vor einem Computer. Es ist grad Feierabend, und die Firma wünscht allen Mitarbeitern ein schönes eintägiges Wochenende. Die Gestalt verlässt den Arbeitsplatz und reiht sich ein in die lange Schlange anderer grauer Gestalten, immer mehr grauer Gestalten, gewaltige Mengen grauer Gestalten, die dem Parkhaus zustreben, wo lauter gleich aussehende Autos stehen, in die die ebenfalls alle identisch aussehenden Gestalten, gerade mal Männlein und Weiblein kann man auseinander halten, einsteigen, um in geordneter Schlange auf der Autobahn zu lauter gleichförmigen Hochhäusern zu fahren. Von hier aus werden sie in gleichförmigen allerdings farbigen - Bussen zur Freizeitgestaltung gefahren werden, etwa sich den »öffentlichen Vogel« auf dem »öffentlichen Baum« anzusehen.
Gleichförmigkeit ist das Stichwort, natürlich. Diese Grundidee einer negativen Utopie ist nicht unbedingt neu. Neu ist aber durchaus ihre Ausgestaltung in Hunds Film. Gestochen scharfe Bilder in einer sehr gekonnt gemachten Animationstechnik, die die gleichförmig gewordene Plastikwelt nahezu bedrückend rüberbringt. Völlig kommentarlos, außderdem natürlich ohne Dialog, denn was sollten solche Gestalten einander auch zu erzählen haben, denn sie erleben ja immer alle dasselbe. Auch sonst geht es fast ganz ohne Text ab, außer der einen oder anderen Lautsprecherdurchsage vom Band, die die Gestalten z.B. im Freizeitpark begrüßt. Auf Englisch. Wie auch anders, denn welche andere Sprache dominiert die Gleichförmigkeit, in der wir heute schon leben, sonst derart wie die englische.
Ein ausgesprochen doller Film, der wie nebenbei so gut wie alle Kurzfilme, die in Hof gezeigt wurden einen wünschen lässt, dass die gute alte Tradition des »Vorfilms« in den Kinos wieder auferstehen möge, damit man solche Werke überhaupt mal auch außerhalb von Festivals zu sehen bekommt. Sie hätten, nein, die haben ein größeres Pubikum durchaus verdient.