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Schwarze Kunst im Archiv (08.02.2006)





Dietmar Hölscher (ver.di Ortsverband), Heinrich Hollmann, Peter Reinhold (ver.di Ortsvereinsvorsitzender FB 8) und Dirk Töpper (ver.di Sekretär) übergeben Bernd Wagner (2.v.l.) die dicken Alben und Kartons


Von Manfred Horn
»Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle!«, so der Titel eines Buches, dass der ver.di Bezirk Bielefeld-Gütersloh vor zwei Jahren herausbrachte. Darin geht es nicht um aktuelle politische Forderungen, sondern um die weit zurückreichende Geschichte des Buchdrucker-Gewerbes in Bielefeld (21530)

Das Buch konnte nur entstehen, weil der mittlerweile 84-jährige Heinrich Hollmann jahrelang akribisch recherchierte. Seine umfangreiche Materialsammlung übergab er am Montag dem Stadtarchiv: 26 Kartons und fünf großformatige Bücher. Das Archiv steht fortan der Öffentlichkeit zur Verfügung und kann entsprechend auch für Studienarbeiten genutzt werden.

Hollmann war von 1950 bis 1965 Ortsvereinssekretär der IG Druck und Papier in Bielefeld, von 1965 bis 1983 stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft. Von Anfang an sammelte er. Den Anstoß gab bei seinem Amtsantritt 1950 die vergebliche Suche nach den Ortsvereinsprotokollen der Jahre 1946 bis 1950. Der Rentner im Unruhestand wurde in den vergangenen Jahren Stammkunde im Stadtarchiv. Er stöberte in alten Zeitungen und Schriften, reiste oft ins Stadtarchiv Münster und ins Landesarchiv nach Detmold. Die Hälfte des Materials stammt aus den Beständen der IG Druck und Papier, die andere Hälfte aus den Archiven, die er im Laufe der Jahre besuchte.


Auch seltene Originale dabei

Die Kartons enthalten vor allem Bücher und Schriften, darunter auch Seltenes: Im Januar 1933 erschien der zweite Band von ›Der Verband der deutschen Buchdrucker in der Zeit von 1888 bis 1916«. Nur ein kleiner Teil der Auflage kam noch zur Auslieferung, die meisten Exemplare wurden nach der Machtübernahme von den Nationalsozialisten vernichtet. Die dicken, großformatigen Bücher hat Hollmanns Bielefelder Kollege Helmut Bensiek in seiner privaten kleinen Buchdruckerei sauber mit Fadenheftung gebunden. Zuvor hatte Walter Wemhöner, ebenfalls ein Gewerkschaftskollege von Hollmann, das umfangreiche Losblatt-Material kopiert. So finden sich in den Bänden überwiegend Kopien historischer Dokumente.

Von einem »mehrfachen Glücksfall« spricht denn auch Bernd Wagner vom Stadtarchiv. »Arbeitergeschichte war in den vergangenen Jahren out«, sagt er und freut sich um so mehr über die reichliche Gabe. Die Titel der einzelnen Dokumente sind inzwischen in einer Datenbank erfasst. »Das Material liegt nicht tot hier, es kann genutzt werden«.

So ergibt sich aus den umfangreichen Materialien eine Chronik des Buchdruckergewerbes in Bielefeld, inklusive alter Verbandszeitungen und Broschüren zu Streiks. Das war damals bedeutend: Bielefeld war eine Hochburg des Druckergewerbes, galt als Kalenderstadt. Die Drucker waren nach den Zigarrenarbeitern auch die ersten, die sich in einem Berufsverband zusammenschlossen. Der Bielefelder Ortsverein der Buchdrucker gründete sich bereits 1867. Kurzfristig durch die Bismarkschen Sozialistengesetze gestoppt, die die Buchdrucker durch einen getarnten Unterstützungsverein zu umgehen versuchten, führte der Weg in die gewerkschaftliche Organisierung.