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Afrika im Schülerkopf (22.02.2006)





Rosa, Ani und Sercan lesen an Hand von vorbereitetem Material nach dem Film über den Befreiungskrieg


Von Manfred Horn

»Afrika alive... von mutigen Kindern und starken Frauen: Afrikanisches Kino in
Bielefeld«, so kündigt das Welthaus seine Filmreihe im Lichtwerk an. Sie richtet sich an Schulklassen, die nicht nur engagiertes Kino sehen, sondern sich anschließend auch noch mit dem Gesehenen auseinandersetzen dürfen.

Am Montag Vormittag kamen rund 20 Schüler einer achten Klasse der Realschule Jöllenbeck. Ulrike Meinecke, Lehrerin an der Schule, hatte mit der Klasse zuvor ›Lukas, sanftmütiger Knecht‹ gelesen, ein Roman, der sich mit dem Befreiungskrieg in Kenia auseinandersetzt. Da passte das Angebot des Welthauses sehr gut: In dem Film ›Flame‹ dreht sich alles um zwei junge Frauen in Befreiungskrieg Zimababwes. Ingrid Sinclair, eine weiße Zimbabwerin, drehte den Spielfilm 1996. Als er herauskam, war er in Zimbabwe umstritten: Zeigt er doch auch die Schattenseiten des Befreiungskrieges, der von 1972 bis 1979 gegen die britischen Kolonialisten geführt wurde.

15 Jahre liegt der Krieg zurück, mit dem sich Zimbabwe vom Apartheid-Regime Ian Smiths befreite, als sich Florence und Nyasha wiedertreffen. Die beiden Freundinnen haben sich seit dem Ende des Krieges nicht mehr gesehen. Nyasha arbeitet in Harare, Florence war nach dem Krieg in das Dorf zurückgekehrt, das die beiden 15-jährig verlassen hatten, um sich am Kampf für die Unabhängigkeit zu beteiligen. Die beiden erinnern sich an die Vergangenheit. Damals forderte Comrade Danger in ihrem Dorf die jungen Leute auf, sich der Befreiungsbewegung anzuschließen. Die beiden jungen Frauen erhalten Decknamen: aus Florence wird Flame und aus Nyasha Liberty. Flame wird von Che vergewaltigt. Sie bleibt trotzdem – und wird eine harte Kriegerin. Liberty nutzt die Chance, im Camp in Mosambique endlich Zugang zu Bildung zu haben.

Der Film durchbricht die übliche Trennung in Böse und Gut: Auf der einen Seite die Unterdrücker, die Kolonialmacht, auf der anderen Seite die Befreier, die sich für Gerechtigkeit einsetzen. Die beiden jungen Frauen sind während des Kampfes nicht gleichgestellt, und auch nach dem Krieg können sie sich nicht befreien. Die Schulklasse hatte nach dem Film die Aufgabe, sich dem Thema in Kleingruppen zu nähern. Angefangen von großen Landkarten – wo liegt Zimbabwe überhaupt – über die Geschichte des Landes bis hin zur Diskussion über die Rolle der Frauen im Befreiungskrieg lagen viele Informationen bereit.

Die Schüler konnten selbst auswählen, welche davon ihnen wichtig sind und sie anschließend der ganzen Gruppe präsentieren. Dies war bereits die siebte Aufführung von ›Flame‹. Weiter soll es im Mai und Juni mit zwei weiteren Filmen gehen. Die stehen noch nicht ganz fest, einer der beiden wird aber wohl ›TGV Express‹ sein. In diesem Fall kein französischer Schnellzug, sondern ein schrottiger Reisebus, der zwischen Dakar im Senegal und Conakry in Guinea pendelt. Ein turbulentes Roadmovie um den Busfahrer zeigt auch Krieg und Willkür.


Weitere Informationen und Anmeldung bei Elisabeth Neske, Welthaus Bildungsbereich, fon 0521. 98648 13