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Lebenslanges Lernen für wen?



Ruth Seidl
Ruth Seidl, hochschulpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, befürwortet das neue Studienkonten-Modell

Die Grünen in NRW werben für das neue Studienkonten-Modell und feiern es als ihren Erfolg. Der AStA Bielefeld hält aber gar nichts von dem neuen Modell und verkündet Widerstand














Von Manfred Horn


Der AStA der Universität ist mit dem neuen Studienkonten-Modell des Landes NRW nicht einverstanden. Die Behauptung der Landesregierung, »Studiengebühren seien vom Tisch«, hält der AStA für einen »recht plumpen Versuch der Verschleierung der Tatsachen«. Tatsächlich würden die Studiengebühren im Studienkonten-Modell durch die Hintertür eingeführt. Studienkonten machten den Hochschulzugang grundsätzlich gebührenpflichtig, hält der AStA dagegen. Faktisch bedeute dies eine starke Einschränkung des Hochschulzugangs beziehungsweise der Aussichten auf einen erfolgreichen Studiumsabschluss.

Das neue Studienkontenmodell sieht vor, dass alle Studierenden ab 2004 ein Stundenkonto erhalten. Ist das 1,5fache der Regelstudienzeit verbraucht, müssen die Studierenden pauschal, ab 2007 je nach tatsächlich besuchten Seminaren, zahlen. Die Landesregierung spricht derzeit von 650 Euro pro Semester. » Mit Einführung der Studienkonten werden also Strafgebühren für sogenannte Langzeitstudiengebühren, Zweitstudiumsgebühren und Seniorenstudiengebühren eingeführt«, schreibt der AStA in seiner Erklärung. Mit dem Studienkonten-Modell werde »Weiterbildung wie Zweitstudium werden zum Luxusgut. Selbstverwirklichung im Alter in Form von Seniorenstudium wird sogar unterbunden, da es in der Arbeitswelt keinen Mehrwert mehr abwirft.«

Die nachfrageorientierte Finanzierung der Hochschulen – die mit vielen Studierenden und schnellen Abschlüssen erhalten viel Geld, die anderen weniger – führe zukünftig dazu, dass die Studienmöglichkeiten der ›schlechten‹ Hochschulen noch schlechter würden und die ›guten‹ überlaufen sind. Es drohe eine »Zwei-Klassen Hochschul-Landschaft mit der Gefahr von Schmalspur-Studiengängen«, empört sich der AStA. Die Forderung nach einem schnellen Studium vertrage sich nicht mit der immer wieder von der Politik eingeforderten Interdisziplinarität. Stattdessen werde die Auslese im Bildungssystem noch mehr angeheizt, da sich die äußeren Studienbedingungen nicht verändern würden. Nach wie vor zwei Drittel der Studierenden müssten neben ihrem Studium arbeiten, hebt der AStA hervor.

Der AStA der Universität Bielefeld, wie auch das Landes-ASten-Treffen, lehnen die Studienkonten in jeglicher Form strikt ab, und fordern die Grünen auf, sich an ihre Beschlüsse auf dem Landesparteitag in Unna gegen eine Einführung von Studiengebühren zu erinnern. Entsprechend formulierte der AStA einen offenen Brief an Kreisverbände, Landtagsabgeordnete und Minister der Grünen in NRW. Darin werden die Grünen gefragt, warum die grünen VertreterInnen der Landesregierung »sich nicht an die Beschlüsse der Parteibasis vom 25/26. Mai 2002 halten«, wo die Grünen die strikte Ablehnung von Studiengebühren formuliert hätten.