Webwecker Bielefeld: petersburgfrei

Bielefelder Studenten freigelassen (16.07.2006)





Wieder frei: Eike Korfhage (links) und Henning Wallerius



Von Mario A. Sarcletti

Die beiden Bielefelder Studenten Eike Korfhage und Henning Wallerius sind in der Nacht von Samstag auf Sonntag vorzeitig aus der Haft in Sankt Petersburg entlassen und nach Estland abgeschoben worden. Am Dienstag waren sie wegen angeblichen »Urinierens in der Öffentlichkeit« zu zehn Tagen Haft verurteilt worden (WebWecker berichtete).


Die beiden vermuten, dass ihre Verhaftung im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in der Heimatstadt Wladimir Putins steht. Die beiden Fachhochschul-Studenten hatten als Fotografen und Korrespondenten von Hertz 87,9 eine Fahrradkarawane von Globalisierungskritikern von Berlin aus begleitet. Die Freilassung erfolgte nach Angaben der beiden ohne Begründung.


Riesiges Echo auf Festnahmen

Nachdem am Montag ihre Verhaftung bekannt geworden war, informierte Hertz 87,9 andere Medien und Politiker. Auch die Bielefelder Bundestagsabgeordneten Lena Strothmann, Rainer Wend und Britta Hasselmann hatten sich für die beiden eingesetzt. Der Bielefelder Oberbügermeister Eberhard David hatte am Samstag in der taz Bundeskanzlerin Merkel aufgefordert, beim G8-Gipfel die Menschenrechtslage in Russland anzusprechen. Auch amnesty international kritisierte die Repression in dem Land. »Mit großer Besorgnis hat amnesty international (ai) Nachrichten registriert, nach denen in den vergangenen Tagen mehrere Menschen in St. Petersburg unter fadenscheinigem Vorwand festgenommen wurden«, heißt es in einer Pressemitteilung. Nach Angaben des WDR sind zur Zeit immer noch 200 G8-Kritiker in der Stadt inhaftiert.

Bei Hertz 87,9 und anderen Unterstützern herrscht jetzt große Freude. »Wir freuen uns darauf die beiden wiederzusehen«, erklärt Katrin Sielker, Redaktionsleiterin von Hertz 87,9. »Vielleicht hat ja der öffentliche Druck auf die russischen Behörden durch Medien und Politik etwas bewirkt«, vermutet sie. Noch in der Nacht hatte das Campusradio seine Sendung unterbrochen um live mit den beiden zu telefonieren, denen es trotz der Haftumstände gut geht, die Eike Korfhage als »gelinde gesagt menschenunwürdig« bezeichnete. Die beiden bedankten sich bei allen, die sie in den vergangenen Tagen unterstützt haben, auch beim Generalkonsulat in Sankt Petersburg. »Die waren super«, sagte Henning Wallerius dem Sender.


Eine Chronologie der Ereignisse, Interviews mit Henning Wallerius und Eike Korfhage gibt es auf www.radiohertz.de