Warum wollen Sie verhindern, dass sich die Schüler so zusammensetzen, wie es die Eltern wollen?Wir haben in der Stadt in verschiedenen Bereichen Schulen mit einem sehr hohen Anteil von Kindern aus Migrantenfamilien. Ich gehe nicht davon aus, dass an diesen Schulen die Kinder weniger lernen oder schlechter gefördert werden. Aber es ist zu befürchten, dass bei freier Wahl der Grundschule Kinder verstärkt angemeldet werden an Schulen mit einem relativ geringen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Das halte ich für eine bedenkliche Entwicklung, die auf keinen Fall durch Nicht-Handeln der Stadt unterstützt werden sollte.
Es ist für Kinder notwendig, dass sie wohnortnah eine Schule besuchen und es ist für Kinder wichtig, dass sie Erfahrungen in einem breiten sozialen Umfeld machen. Wir sollten Schulen mit einem hohen Anteil von Migrantenkindern zusätzlich unterstützen, zum Beispiel indem wir dort mehr Plätze im offenen Ganztag anbieten. Aber wir können nicht einfach zusehen, dass unsere Schulen sich auseinander entwickeln. Dass es Schulen für deutsche Kinder gibt und Schulen für Migrantenkinder. Das ist nicht im Interesse der Kinder und erst recht nicht im Interesse der Gesellschaft
Droht auch eine soziale Spaltung?Die soziale Zusammensetzung ist in den verschiedenen Stadtteilen sehr unterschiedlich. Wir haben in Bielefeld Stadtteile, wo mehr Familien mit einem höheren Einkommen wohnen. Wenn wir nichts tun, ist nicht auszuschließen, dass sich auch eine soziale Trennung verstärkt, dass sich durch das Anmeldeverhalten der Eltern vermehrt Schulen mit Kindern aus reichen Familien und Schulen mit Kindern aus armen Familien bilden.
Zu viele Migranten in SonderschulenDas Thema Schule setzt sich fort bis zum Ausbildungsplatz. Hier haben junge Menschen mit Migrationshintergrund schlechtere Chancen.In Bielefeld werden überproportional viele Kinder mit Migrationshintergrund in Sonderschulen überwiesen. Da haben wir eine Spitzenposition in NRW. Das ist ein Zustand, der nicht haltbar ist. Ich hoffe, dass sich mit den neuen Angeboten zur Sprachförderung im Vorschulalter dieser Trend umkehren lässt. Unter den Jugendlichen, die nach ihrem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz bekommen, ist der Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund dramatisch hoch.
Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um auch diesen Jugendlichen ein Angebot zu bieten, wenn sie im Ausbildungsmarkt keine Chance haben. Es gibt Initiativen, um zusätzliche Ausbildungsplätze anzuwerben. Aber all diese Anstrengungen werden nicht dazu führen, dass alle Jugendlichen, die in diesem Jahr die Schule verlassen, versorgt werden. Zudem befinden sich viele seit Jahren in Warteschleifen. Ich finde es richtig, dass die Stadt Bielefeld Geld in die Hand nimmt, um den Berufskollegs die Möglichkeit zu geben, mehr als 400 zusätzliche überbetriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Ich hoffe, dass es zu einem Konsens mit den Kammern kommt, damit diese überbetriebliche Ausbildung auch mit einer Kammerprüfung abgeschlossen werden kann. Wenn die Betriebe ihrer Pflicht auszubilden nicht nachkommen, dann können sie nicht gleichzeitig blocken, wenn durch den Schulträger, also die Stadt Bielefeld, Anstrengungen gemacht werden, andere Formen der Ausbildung zu ermöglichen. Ich hoffe, im Interesse der Jugendlichen, auf mehr Bewegung seitens der Kammern. Es muss unser Ziel sein, jedem Jugendlichen eine berufliche Qualifikation zu vermitteln.