Mehr Gesundheitsforschung für Arme (31.05.2006)
Am vergangenen Wochenende hat die Weltgesundheitsversammlung in Genf einen Aktionsplan beschlossen, mit dem Forschungslücken für Tropen- und Armutskrankheiten geschlossen werden sollen. »Diese Entscheidung ist ein bahnbrechender Schritt in der Forschungspolitik«, freut sich Christian Wagner von der Bielefelder BUKO-Pharma-Kampagne.
Viele Menschen in der Dritten Welt leiden unter Infektionskrankheiten, gegen die bisher keine angemessenen Behandlungen entwickelt wurden. Um möglichst schnell kostengünstige Therapien bereit zu stellen, soll eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe bis 2008 einen Aktionsplan entwickeln. Dieser Beschluss geht auf eine gemeinsame Initiative der Regierungen von Kenia und Brasilien zurück.
Neben einer klaren Benennung von Forschungsprioritäten soll der Finanzbedarf ermittelt werden. Brisanter Punkt bei den Verhandlungen war der Umgang mit dem Patentschutz für Medikamente. Im Vorfeld der Diskussion war der Bericht einer Kommission der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Rolle von geistigen Eigentumsrechten in der Gesundheitsversorgung veröffentlicht worden. Dieser Bericht stellt fest, dass Patente auf Medikamente die Gesundheitsversorgung behindern können. Um diese Probleme zu lösen, wurden umfangreiche Vorschläge erarbeitet. Die Empfehlungen sollen jetzt in den Aktionsplan übernommen werden und die neu zu gründende Arbeitsgruppe soll weiter die Auswirkungen geistiger Eigentumsrechte auf die Gesundheitsversorgung überwachen.
»Die Weltgemeinschaft hat jetzt Gesundheitsforschung als öffentliche Aufgabe definiert. Dies ermöglicht eine Gesundheitsforschung, die sich nicht an Gewinninteressen orientiert, sondern an den wirklichen Bedürfnissen«, erklärt Christian Wagner. Die spezifischen Bedürfnisse armer Länder seien in der kommerziellen pharmazeutischen Forschung der vergangenen Jahrzehnte systematisch vernachlässigt worden. Ein koordiniertes Vorgehen der WHO biete den Raum, neue Finanzierungsmodelle für gemeinnützige Gesundheitsforschung zu erarbeiten. Zusammen mit mehreren deutschen und internationalen Partnerorganisationen hatte sich die BUKO Pharma-Kampagne im Vorfeld für die Erarbeitung eines globalen Aktionsplans eingesetzt.