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Der Himmel ist orange (10.05.2006)







David Bunts jagt für die Bielefelder Dolphins den Ball durch den Korb. Der Basketballer aus dem Süden der USA lebt seit eineinhalb Jahren in Bielefeld. Die ostwestfälische Metropole ist für einen, der in Kalifornien lebte, kein sonniger Ort. Aber Bunts macht das Beste draus. Gemeinsam mit Maurice leitet er auch das Training der Dolphins-Kids. Seitdem die beiden »US-Coaches« die Kids fit machen, haben diese noch kein Spiel verloren. Anna Lena Koppmann und Fabian Schönefeld besuchten den Mann, der mit dem Ball spielt, vor einigen Wochen, als noch Schneeflocken durch Bielefeld trieben.



Wenn man zu Gast bei Bielefelds Vorzeigebasketballer David Bunts ist, hat er die Wohnung bereits angenehm warm vorgeheizt und der Tee, Marke Earl Grey, steht gemütlich dampfend auf dem Tisch. Wir bekommen Schoko-Plätzchen angeboten und die Atmosphäre ist gemütlich entspannt. Gastfreundschaft wird groß geschrieben im Süden der USA und weil David Bunts in Atlanta im Staate Georgia aufwuchs, wurde sie ihm praktisch in die Wiege gelegt. So kann er denn auch nicht anders, als diese Gastfreundschaft auch im fern entlegenen Deutschland zu praktizieren. Es ist kalt dieser Tage im ostwestfälischen Bielefeld, der Schnee fällt in dicken Flocken vom Himmel und David Bunts ist bemüht, sich mit Wollmütze und dicken Pantoffeln zusätzlich warm zu halten. Nachdenklich blickt er aus dem Fenster gen Himmel. Nein, dem Wahlkalifornier ist diese Situation wahrlich nicht angenehm. Aber er hat gelernt, sich den Umständen anzupassen.

David wächst in einem Schwarzenviertel von Atlanta auf und ist nahezu täglich mit der vorherrschenden Kriminalität konfrontiert. Er lebt in einem Umfeld, in dem Drogengeschäfte, Waffenbesitz und Gewalt Gang und Gäbe sind. Aber seine Mutter schirmt ihn so gut, wie möglich davor ab, gibt dem Dreijährigen einen großen, orangenen Ball und schickt ihn zum Spielen auf den asphaltierten Basketball-Court. Klein-David flitzt mit wachsender Leidenschaft über den Platz und entwickelt sein Talent für den Basketball-Sport. Trotz der harten Umstände versucht er, nur Spaß zu haben.


Die Wunden, die der Ball schließt

Als David sechs Jahre alt ist, verlässt sein Vater die Familie in Richtung Florida. Fortan lebt David mit seiner Schwester und seiner Mutter alleine in Atlanta. Diese Situation schweißt die Familie enger zusammen. David verbringt noch mehr Zeit auf dem Court, wirft manchmal stundenlang alleine den Ball auf den Korb. Seine Art, das Erlebte zu verarbeiten. Schließlich entschließt sich seine Mutter, nach San Francisco zu gehen und dort einen neuen Job und ein neues Leben anzufangen. Die Familie nimmt sie mit und somit bricht der Kontakt zum Vater endgültig ab.

In seiner Teenagerzeit meistert David seinen Alltag mit Gelegenheitsjobs, hat teilweise drei gleichzeitig. Ob im Supermarkt, als Lagerarbeiter oder als Aushilfe im Nike-Store, David hilft mit, Geld für die Familie zu verdienen. Nebenher besucht er die Highschool und widmet nach wie vor jede freie Minute dem Basketball. Er ist äußerst fleißig und bringt sehr gute Noten mit nach Hause. Schließlich bekommt David ein Stipendium am College. Hier hat er endlich die Möglichkeit, sein vorhandenes Talent zu erweitern. Er hat ein professionelles Umfeld und bessere Trainer. David trainiert härter denn je, will besser werden. Er setzt sich durch und erkämpft sich einen Platz im Team. Auch seine schulischen Leistungen sind nach wie vor gut, er schließt das College erfolgreich ab.






David Bunts als Knirps – mit Handfeger aber noch ohne Ball