Webwecker Bielefeld: ingeschulzeinterview03

Konzepte für die Stadtentwicklung gefordert (Teil 3)



Wie wollen Sie das Handwerk in der Stadt halten?

Handwerk hat Zukunft besonders im Bereich der Sanierung der vielen älteren Gebäude. Die Sanierung von Wohnhäusern schafft und sichert für die nächsten Jahrzehnte Arbeitsplätze, weil ein Großteil dieser Häuser einen hohen energetischen Sanierungsbedarf hat. Das sind keine Aufgaben für große Bauunternehmer sondern für das heimische Handwerk. Da sehe ich ein großes Potenzial zur Wertschöpfung, aber auch für die Schaffung von Ausbildungsplätzen.


Wer bezahlt die Altbausanierung?

Es bezahlt natürlich der Eigentümer, aber es gibt zur Zeit sehr günstige Kredite beispielsweise bei der KfW-Bank. Aber energetische Sanierung lohnt sich auch finanziell. Die Stadt zahlt für Bezieher von Arbeitslosengeld-II nicht nur die Kaltmiete sondern auch die Energiekosten. Die Stadt zahlt eine höhere Kaltmiete, wenn ein Immobilienbesitzer eine energetische Sanierung vorgenommen hat und dadurch die Energiekosten gesenkt wurden. Die Verwaltung hat uns dargelegt, dass mit Ausnahme der Wohnungsbaugesellschaften kaum private Immobilienbesitzer von dieser Möglichkeit Kenntnis haben.

Das gleiche gilt auch für viele Eigentümer, die Wohnungen auf dem freien Markt vermieten. Sie können die Kosten der Sanierung bei den heutigen Energiekosten umlegen auf eine höhere Kaltmiete. Die Belastung für die Mieter bleibt gleich, weil die Nebenkosten deutlich gesenkt werden. Wir haben doch inzwischen durch die hohen Energiepreise praktisch eine zweite Miete. Die Handwerkskammer hat eine große Aufklärungskampagne gestartet, um die Altbausanierung und ihre Finanzierungsmöglichkeiten bekannter zu machen. Es gibt aber immer noch erheblichen Aufklärungsbedarf. Es wäre ein wesentlicher Beitrag zur Wirtschaftsförderung, wenn die Stadt Bielefeld und die WEGE an dieser Stelle noch stärkere Impulse geben würden.


Mehr Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmer

Zur Attraktivität einer Stadt gehört nicht nur eine wohnortnahe Versorgung, sondern auch eine sichere Infrastruktur. Nun hat Bielefeld in diesem Jahr bereits viele Unfälle, auch mit tödlichem Ausgang, erlebt.

Andere Städte konnten die Unfallzahlen deutlicher reduzieren als Bielefeld. Bielefeld gehört immer noch zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte in NRW. Nach meiner persönlichen Wahrnehmung als Radfahrerin ist in den vergangenen Jahren sehr wenig passiert. Es gibt immer noch im Nirwana endende Radwege, immer noch sind nicht alle Einbahnstraßen für Radverkehr in der Gegenrichtung freigegeben. Bielefeld muss sich in 2007 einer Überprüfung durch den Arbeitskreis ›Fahrradfreundlicher Städte in NRW‹ unterziehen. Wenn Bielefeld da nicht massiv investiert, kann es uns blühen, dass wir aus dem Arbeitskreis herausfallen. Radverkehr ist auch unter Sicherheitsaspekten ein wichtiges Thema. Es ist niemand damit gedient nur das Fehlverhalten mancher Radfahrer anzuprangern. Dies tritt genauso bei allen anderen Verkehrsteilnehmern auf. Verkehrssicherheit geht alle an: Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer.

Die Stadt muss gerade für eine höhere Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer zu sorgen. Es geht um Ampelschaltungen, wo Fußgänger immer noch zu lange warten müssen, um Maßnahmen der Geschwindigkeitsbeschränkungen und -kontrolle. Die Autofahrer sind in ihrem Fahrzeug relativ gut geschützt, dies gilt für die anderen VerkehrsteilnehmerInnen leider nicht.