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Konzepte für die Stadtentwicklung gefordert (Teil 2)



Sie haben ein nicht vorhandenes städtebauliches Gesamtkonzept angesprochen.

In Bielefeld gibt es seit Jahren viele und häufig immer wieder neue städtebauliche Baustellen – Neumarkt, Kesselbrink, technisches Rathaus, es passiert aber wenig. Problematisch aber ist, dass es kein Gesamtkonzept für die Entwicklung der Stadt gibt. Beispiel Gewerbeflächen. Bielefeld hat auf der grünen Wiese noch große Gewerbeflächen für Betriebe mit einem hohen Verkehrsaufkommen. Der Vorrat reicht noch für mehr als zehn Jahre. Dort ist also kein Handlungsbedarf. Die Strategie für die Zukunft muss aber eine andere sein. Der Bericht zur Lage der Wirtschaft weist aus, dass die nach Gewerbeflächen nachfragenden Unternehmen zu etwa 70 Prozent aus dem Bereich Dienstleistung und zu rund 25 Prozent aus dem Handwerk kommen. Diese Betriebe benötigen in der Regel kleinere Flächen und können, als nicht-störendes Gewerbe, auf untergenutzten oder aufgegebenen Gewerbeflächen im Bereich der Stadt angesiedelt werden. Sie gehören nicht auf die grüne Wiese. Es muss uns gelingen, diese Betriebe im Zentrum und in den Stadtteilen zu halten. Dazu bedarf es eines Konzepts, das darauf setzt, einzelne Gewerbebrachen in der Stadt wieder zu nutzen. Es müssen Leerstände aktiv vermarktet werden. Die WEGE sollte sich diesem Segment der gewerblichen Wiedernutzung von Gewerbebrachen stärker widmen.


In der Stadt sind in den vergangenen Jahren viele schöne alte Industriegebäude abgerissen worden. Die hätte man doch umnutzen können?

Es sind glücklicherweise durch bürgerschaftliches Engagement auch viele Gebäude erhalten geblieben, die Ravensberger Spinnerei, das alte CVJH-Heim und die Capella hospitalis sind da sehr positive Beispiele. Eine mögliche Umnutzung zeigt die Halle beim Tor 6, der Berliner Bahnhof. Leider stehen dort meistens nur Autos drin. Aber die Halle zeigt, wie wertvoll solche Gebäude für das Stadtbild sind. Es muss unser Ziel sein, die Gebäude mit einem eigenen Gesicht, die wir noch haben, zu erhalten.

Die Frage ist, wie man Gewerbebrachen oder leer stehende Gebäude für Unternehmen zu einem wirtschaftlich vertretbaren Preis entwickeln kann. Da Flächenverbrauch leider volkwirtschaftlich nicht bewertet wird, ist es oft kostengünstiger neu auf der grünen Wiese zu bauen. Jede Entwicklung auf der grünen Wiese führt aber für die Stadt zu Mehrkosten, weil wir für die Infrastruktur, Straßen, Beleuchtung, Entwässerung und Feuerwehr, zuständig sind. Deswegen kann es langfristig für die Stadt wirtschaftlicher sein, mit einem Konzept, das die Wiedernutzung von Gebäuden in der Stadt leichter möglich macht, in Vorleistung zu treten. Dies ist ein Feld, auf dem sich Entbürokratisierung lohnen würde, im Gegensatz zu Bereichen, wo es um Ressourcenverbrauch geht.


Dann müsste die Konzentration in der Stadt auch für die Stadtverwaltung selber gelten, beispielsweise bei den Überlegungen zu einem technischen Rathaus.

Beim technischen Rathaus geht es um eine Konzentration von Dienstleistungen aus den Bereichen Bauen, Verkehrsplanung, Umwelt, Immobilienservice-Betrieb. Diese Dienstleistungen sind im Moment im Anker-Gebäude und im ehemaligen Kreishaus an der August-Bebel-Straße untergebracht. Es liegt jetzt ein Konzept vor, das Ankergebäude aufzugeben und zu verkaufen. Die Dienstleistungen könnten dann in einem sanierten alten Kreishaus konzentriert werden. Wir halten diese Lösung für besser als einen Neubau auf der grünen Wiese oder einer freien Gewerbefläche. Weil die Nähe zum Rathaus gegeben ist und weil für Bürger eine gute verkehrliche Anbindung gewährleistet ist.