Auch Horst Grube (SPD) führte die Bevölkerungsentwicklung als Grund für die Entscheidung seiner Fraktion an. Die kam aufgrund der abnehmenden Zahlen zu einem anderen Schluss als CDU und FDP und beschloss das Projekt zu begraben. »In so einer Zeit darf man nicht einen Wald roden und Häuser hinstellen«, sagte Bürgermeister Grube. Außerdem müssten Grundwasserschutz und Trinkwassergewinnung absolute Priorität genießen, auch wenn die Stadt mit dem Aus für die Württembergerallee viel Geld in den Sennesand setze. Etwa 300.000 bis 400.000 Euro hat die Stadt dem Vernehmen nach bisher für die Planungen ausgegeben.
Horst Grube widersprach der Einschätzung Nettelstroths, dass alle Bedenken ausgeräumt worden seien, mit Verweis auf die Auflagen, die in einem Gutachten für den Bau der Häuser vorgeschlagen wurden. So dürften in der Siedlung keine Streusalze oder Herbizide eingesetzt werden, eine Forderung die noch schwerer zu kontrollieren sein dürfte, als das Verbot von Ölheizungen. Dass die Baufahrzeuge zudem nur biologisch abbaubare Hydraulikflüssigkeiten verwenden dürften, ist ein Indiz dafür, dass auch die Gutachter den Wald in Sennestadt für ökologisch sensibel halten. Ralf Nettelstroth hält den aber für verzichtbar: »Was ist da erhaltenswert?«, fragte er rhetorisch und fügte hinzu, dass bei einer Ortsbesichtigung umgefallene Bäume entdeckt wurden. »Die Bäume sind zum Teil abgängig, weil sie innen faul sind«, sagte der Rechtsanwalt. »Lassen Sie uns das Versiegeln der Böden da machen, wo wir eingreifen können und nicht in Schloß Holte-Stuckenbrock«, nannte er als weiteres Argument für das Bauvorhaben.
Wie Horst Grube nannte auch Armin Wenske für die Bürgernähe die fast 100-seitige Beschlussvorlage als Begründung für eine Ablehnung des Baugebiets Württemberger Allee durch seine Gruppe. In der Vorlage wird auch auf die Gefahr hingewiesen, dass die Versiegelung die Neubildung von Grundwasser beeinträchtigen könnte. Diese ist aber für die Wasserversorgung Bielefelds wichtig. »Der Standort ist falsch gewählt«, brachte er seine Kritik auf den Punkt.
Zuvor widersprach Jörg van Norden für die Grünen den Argumenten der Siedlungsbefürworter. »Sennestadt ist der Bezirk mit dem höchsten Kinderanteil, ohne die WürttembergerAllee«, führte er gegen das demographische Argument andere Zahlen ins Feld. Das Projekt sei aus ökologischen, städteplanerischen und wirtschaftlichen Gründen indiskutabel. »Die ökologischen Argumente liegen auf der Hand Grundwasserschutz, Biotopenschutz, Schutz des Waldes«, sagte van Norden in seiner ersten Rede im Bielefelder Rat.
Städteplanerisch spreche gegen die Württemberger Allee, dass der Wohnungsbedarf zur Zeit gedeckt sei und kurz- und mittelfristig viel Wohnraum frei werde. »Der Generationswechsel wird sich genau so rasch vollziehen, wie die Stadt vor vierzig Jahren aufgebaut worden ist«, begründete van Norden seine Prognose. Als Beleg dafür, dass der Bedarf an Wohnraum in Sennestadt gedeckt sei, nannte er die schleppende Vermarktung des neuen Baugebiets am Keilerweg. Als stadtplanerisches Argument gegen die Württemberger Allee nannte er zudem das Schillinggelände, auch dort soll Wohnraum entstehen. Es könne nur ein Projekt verwirklicht werden. Der Unterschied zwischen den beiden Baugebieten könne aber nicht größer sein: »Schilling, wo eine Industriebrache mitten im Wohngebiet liegt, und Württemberger Allee, wo der Wald vernichtet wird«, sagte van Norden.
Premiumgrundstücke für BesserverdienerSchließlich sprechen für die Fraktion von Bündnis 90/Grüne wirtschaftliche Bedenken gegen die Siedlung im Trinkwasserschutzgebiet. So habe die Stadt eine Bürgschaft für die bereits erfolgten Investitionen der Sennestadt GmbH auf dem Schillinggelände übernommen. »Wer die Württemberger Allee fördert, gefährdet diese Investitionen«, sagte Jörg van Norden.