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Frauen in der Festung (Teil 2)





Erika Rawaschda: Gefangen in der Fremde



Wer dann den Flur im Erdgeschoss zwischen SPD- und Grünen-Fraktionsräumen entlang geht, sieht weitere Arbeiten. So die Installation von Erika Rawaschda mit dem Titel »Gefangen in der Fremde«. In fünf Acrylbildern thematisiert sie das Verlassen von heimatlichen Räumen, Flucht und Ausgrenzung, Chancenlosigkeit, Isolation und Ghettoisierung sowie die Sehnsucht nach der alten Heimat und den vertrauten Menschen. Die Bilder flankieren das kleine Objekt »illegal«, das die Ausweglosigkeit der Existenz ohne gültige Papiere anschaulich macht.

Die Gefahr und der mögliche Tod ist auch in anderen Arbeiten gegenwärtig. Der Tod ist auch in anderen Arbeiten der Ausstellung gegenwärtig. Die Bildhauerin Rose Lichtenberger erinnert mit ihr Skulptur »Strandopfer« – einem abstrahierten Körper aus Eichenholz, der vom Wasser gebleicht auf Sand in einem Bleirahmen ruht – an die afrikanischen Flüchtlinge, die seit Jahren an die italienischen und spanischen Küsten des Mittelmeers geschwemmt werden. Sie sind gestrandete Opfer einer unmenschlichen Politik, für die sie nicht mehr bedeuten »als ein Stück ‚Holz’, das weggeworfen ist». In drei weiteren Holzskulpturen – zwei Männerköpfen aus geflämmter Linde »Der Denker« und »Ausgegrenzt« und ein Frauenkopf aus nicht gefärbter Linde mit dem Titel »sprachlos« zeigt sie die, die die Flucht offenbar erfolgreich hinter sich gebracht haben. Hier findet Lichtenberger eindrucksvolle Kompositionen, die Eingeschlossensein und Isolation, Sorge um die Zukunft und Sprachlosigkeit veranschaulichen.


Unbestimmter Aufbruch

Almendra Ximello hingegen hat den Aufbruch in die Fremde dargestellt: Mit leichtem Gepäck und viel Neugier und Hoffnung. Ihre autobiographisch gefärbte Installation besteht aus zwei Bildern und einem darunter liegenden Koffer, der etwas Kleidung, durchgelaufene Schuhe, einen Spiegel und einen Gedichtband von Pablo Neruda enthält. Was aus diesem Aufbruch wird, lässt die Künstlerin unbestimmt. Zahlreiche weitere Arbeiten sind auf dem Flur im Rathaus zu sehen. Sie nehmen den nicht-migrierten Besucher mit auf eine kleine Reise in eine fremde Welt, in der Menschenrechte oft nur wenig gelten.

›migrARTE› ist Themenschwerpunkt des fkf in diesem Jahr. Fast ein Jahr haben die Vereins-Frauen daran gearbeitet. Nun werden verschiedene Ausstellungen und Aktionen zu sehen sein. Zum fkf gehörten von Anfang an auch Frauen mit Migrationshintergrund. Viele sind seither in der ein-seh-bar – dem sichtbaren Künstlerinnenarchiv – vertreten und haben an den Projekten des fkf teilgenommen.


migrARTE I ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Alten Rathauses dort noch bis zum 19. Juni zu sehen. Die nächsten Veranstaltungen der Reihe ›migrARTE‹: Am 6. Juni eröffnet die Ausstellung »neue heimat?« des fkf in der zentralen Stadtbibliothek. 13 Künstlerinnen mit Migrationshintergrund, die auch in der ›ein-seh-bar‹ vertreten sind, werden von der Fotografin Sehnaz Seker und durch Texte porträtiert. Am 9. Juni ist in der Bielefelder Innenstadt die Videoinstallation »Kommen.... Gehen« von Maria Kübeck, Renate Kastner und Sehnaz Seker in der U-Bahn-Station am Jahnplatz zu sehen.

Weitere Informationen: <a href="http://www.frauenkunstforum-owl.de
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Rose Lichtenberger: Strandopfer





Die Titanic der Künstlerin SLYZE