Bielefeld und Carl Peters (Teil 3)
Gegenüber der Öffentlichkeit sollte vorgeblich ein aufgrund eines Aufstandes eingeschlossener deutschen Arzt gerettet werden. Das in der Presse herzergreifend geschilderte Schicksal des Deutschen in Afrika rief eine wahre Spendenflut hervor, die die Finanzierung des Peterschen Feldzugs garantierte. Über diesen Feldzug hat Peters 1909 ein ausführliches Buch verfasst, in dem er sein brutales Vorgehen in Afrika detailliert schildert und rechtfertigt.
Peters Ziel, Gesamtzentralafrika bis zum Nil unter deutsche Herrschaft oder genauer unter die Herrschaft der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zu stellen, erhielt durch den Helgoland-Sanisbar-Vertrag zwischen Deutschland und England einen empfindlichen Rückschlag. Peters große Annexionspläne scheiterten. Aber sein brutales Vorgehen, sicherte ihm schon vor Erscheinen des Buches einen umstrittenen Widerhall in Deutschland: von begeisterter Zustimmung bis empörter Anprangerung und in Afrika den Ruf »Mann mit den blutigen Händen«, wie Tiletschke berichtet.
Peters großes politisches Ziel war es, Gouverneur in Ostafrika im Auftrage der deutschen Reichsregierung zu werden. Trotz der Einfädelung eines breiten Freundschafts- und Intrigennetzes gelang ihm dies nicht, resümiert Tiletschke. Er musste sich 1891 mit dem Posten des »Reichskommissars zur Verfügung des Gouverneurs« zufrieden geben, mit dem offiziellen Auftrag die Kilimandscharo-Region gegen die Ansprüche der Engländer zu vermessen. Die in diesem Zusammenhang unstrittige eigenmächtige Hinrichtung von zwei Afrikanern, einer Frau und einem Mann, die durch die Anschuldigungen von August Bebel im Reichstag 1895 an die Öffentlichkeit gelangten und eine erregte öffentliche Diskussion hervorriefen, führten zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses und eines Disziplinarverfahrens.
Vom Kaiser rehabilitiertÖffentlicher Druck sorgte dafür, dass Peters 1897 aus dem Staatsdienst entlassen wurde. Er ging dann nach England, von wo aus er mehrere Expeditionen nach Angola und Rhodesien unternahm. Mit Beginn des 1.Weltkrieges kehrte er jedoch nach Deutschland zurück, wo er vor allem zahlreiche Schriften und Aufsätze veröffentlichte. 1914 wurde Peters, der bereits 1905 mit dem Recht zur Führung des Titels »Reichskommissar a. D.« rehabilitiert worden war, »in Würdigung seiner großen Verdienste um Deutsch-Ostafrika« vom Kaiser eine jährliche Pension bewilligt. Peters starb 1918 im Alter von fast 62 Jahren.
Was tun mit einem solchen Straßennamen? Christoph Beninde vom Arbeitskreis Bielefeld postkolonial gab nach aus dem umfassenden Vortag von Frigga Tiletschke zu, dass es dazu im Arbeitskreis noch keine abschließende Meinung gebe. Naheliegend, zu fordern, dass die Straße umbenannt werden muss. Denkbar ist aber auch, den Straßennamen zu erhalten, ihn durch ein Hinweisschild zu ergänzen und in der Stadt eine Debatte um das koloniale Erbe anzuzetteln.
Der Arbeitskreis Bielefeld postkolonial hat für die folgenden Monate weitere Veranstaltungen angekündigt. Kontakt zum Arbeitskreis über Christoph Beninde, fon 0521-9864852, mail bi-postkolonial@welthaus.de
In der kommenden Woche können Sie im WebWecker einen Artikel über die Geschichte der Bethel-Mission lesen