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Rektoratsbesetzung dauert an (Teil 2)






Fünf Gründe nennt die Resolution gegen die Einführung von Studiengebühren. Zum einen förderten sie die Privatisierung sozialer Risiken. »Bildung wird nicht mehr als öffentliches Gut angesehen, dessen Nutzung als allgemeines Recht gilt, sondern als zu erwerbende und zu bezahlende Dienstleistung, mit der jeder Einzelne in sein/ihr ‚Humankapital’ investiert«, formulieren die Autoren der Resolution. Zudem förderten Studiengebühren antisoziales und entsolidarisierendes persönliches Bildungsverhalten.

Das »neue, partnerschaftliche Verhältnis zwischen Studierenden und Hochschulen«, das Minister Pinkwart durch »Studienbeiträge« verspricht, sehen die Besetzer nicht am Horizont. Vielmehr würden Rechts-, Beteiligungs- und Mitwirkungsansprüche durch ein Verkäufer-Kunden-Verhältnis ersetzt. Die Besetzer widersprechen zudem energisch der Rede von den »sozialverträglichen Studiengebühren. »Jede Kopplung von Bildungschancen mit der – strukturell ungleichen - privaten Einkommens- und Vermögensverteilungin der Gesellschaft reproduziert die entsprechende Ungleichheit in der Bildung«, meinen die Gebührengegner. Außerdem sei die durchschnittliche Verschuldungsbereitschaft je nach sozialer Herkunft unterschiedlich hoch, finanziell besser gestellte Studierende müssten sich bei dem Darlehensmodell gar nicht verschulden, weil sie die 500 Euro pro Semester sofort begleichen könnten.

»Wir fordern die grundsätzliche individuelle Kostenfreiheit für alle grundlegenden und weiterführenden Bildungswege sowie die generelle Gleichstellung und gegenseitige Durchlässigkeit allgemeiner beruflicher und akademischer Bildungswege«, lautet die Forderung der Besetzer.

Wie lange sie noch im Rektorat bleiben, ist unklar und wird jeden Tag aufs Neue vom Plenum beraten. Von der Hochschulleitung fordern sie, dass die Resolution per Mailverteiler an alle Studierenden versandt wird und so wie die Stellungnahmen des Rektorats auf die Homepage der Universität gestellt werden. Rektor Timmermann lehnt dies jedoch ab.


Pinkwart bleibt erst mal draußen

Einen Erfolg haben die Besetzer allerdings schon erzielt: Ein für Montag geplanter Besuch von Minister Pinkwart wurde »aufgrund der aktuellen Situation« abgesagt, in den Unifluren munkelt man, dass Sicherheitsbedenken der Grund waren. Mit Protesten hätte Pinkwart sicher rechnen müssen. Schon allein der Veranstaltungstitel hätte die Wut in der aktuellen Situation unkontrollierbar hochkochen lassen: »Wissenschaft und Forschung für die Märkte von morgen«.


Die Resolution der Besetzer im Wortlaut hier als .pdf