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Löcherlandschaft verhindern (15.02.2006)



Von Manfred Horn

Der Weiterbau der A33 bei Bielefeld wirft seine Schatten voraus. Denn für den Bau der vierspurigen Autobahn ist jede Menge Erdmaterial nötig, vor allem Sand. Dieser wird bevorzugt in der Gegend der Bausstelle abgebaut, dann ist der Transport kostengünstiger. Im Moment liegen drei Anfragen von Bauunternehmen vor: in Dalbke, Windelsbleiche und Quelle. Während der Abgrabungsort in Quelle vom Regierungspräsidium geprüft werden muss, ist die Stadt für die zwei anderen geplanten Erdlöcher zuständig. Die Bielefelder Grünen rechnen aber noch mit weiteren Abgrabungsanträgen im Bielefelder Süden.

1,2 Millionen Kubikmeter Sand und Mergel, also lehmhaltiges Erdreich, werden für den Bau der A33 in diesem Abschnitt veranschlagt, davon 800.000 Kubikmeter für die Autobahn und 400.000 für das geplante Kreuz. Eine ziemlich große Menge. Die Grünen befürchten nun eine Löcherlandschaft im Bielefelder Süden. Die Löcher wären mit Wasser gefüllt, eine schwer zu kontrollierende Seen-Landschaft würde entstehen. Denn die Abgrabungen legen das Grundwasser offen. Dies ist verbunden mit der Gefahr einer Grundwasserverunreinigung, besonders dann, wenn es zu Freizeitaktivitäten kommt. Ein Bad in einem solchen Baggersee kann nicht nur für den Menschen gefährlich sein, sondern eben auch für die Umwelt, wenn der Müll in der Landschaft verteilt wird.

Die Grünen schlagen deshalb vor, den Abbau auf eine Fläche zu konzentrieren. Diese würde auch die Option beinhalten, hier später die Wasserfläche zu einem Freizeitsee – den »Senne-See«, der seit Monaten durch die politischen Gremien geistert – auszubauen. Die Grünen fragen nun: Gibt es Steuerungsmöglichkeiten? Rainer Hahn, umweltpolitischer Sprecher der Grünen, hat in das Abgrabungsgesetz geschaut und gesehen: Die Möglichkeit ist da. Deshalb will er im politischen Raum für diese Initiative werben. Das Ziel ist es, dass die Stadt die Abtragung nur an einer Stelle genehmigt. Mit ins Spiel kommt aber auch noch das Landesstraßenbauamt: Das schreibt die Bauarbeiten aus, und könnte sich theoretisch für mehrere Löcher oder auch für Sand aus ferneren Regionen entscheiden, wenn dies kostengünstiger ist. »Die haben sich aus Raumordnungsfragen bisher immer rausgehalten. Aber sie haben auch eine Verpflichtung, Abgrabungen zu steuern«, erklärt Rainer Hahn.

Die Grünen sagen also auch »ja« zum Sennesee. Dies sei allerdings keine Wunschveranstaltung, wie Hahn betont. Durch den See solle so wenig Schaden wie möglich entstehen. Auch wenn dieser ohne finanzielle Belastung für die Stadt entstehen soll. Ende März wird mit Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie gerechnet, die eine Ratsmehrheit für rund 35.000 Euro in Auftrag gegeben hat.

Die Abgrabungen könnten auch Auswirkungen auf die Bielefelder Freibadlandschaft haben: Kommt es zu Abgrabungslöchern in Quelle, die anschließend als Freizeitseen genutzt werden, sind die Planungen des Brackweder Freibads, ab 2008 mit einem Naturbad an den Start zu gehen, gefährdet. Aber auch ein Sennesee hätte wohl auch Auswirkungen auf die Planungen des Freibadvereins.