Webwecker Bielefeld: Hitzschlag

Hitzschlag



Von Harald Manninga

Hedwig (Michaela Steiger) ist durchdrungen von der Liebe Christi. Diese Liebe möchte sie den Menschen mitteilen. Das neuste Ziel ihrer hartnäckigen Bemühungen ist Eduard Kampfgarten (Michael Brandner), seines Zeichens ein ziemlicher Sausack, Säufer, Schläger und was nicht alles. Und hartnäckig ist sie, das muss man ihr lassen. Als Eduard sie und ihre Gehilfin Conny nicht in seine Wohnung lässt, klettern die beiden gar über den Balkon zu ihm rein, damit er ja von der Liebe Gottes und des Erlösers erfährt.

Conny macht das mit ziemlich gemischten Gefühlen mit. Bei der Hitze dieses Sommers ist das Leben nämlich nicht ganz ungefährlich, steigt doch um die Mittagszeit, wenn die Sonne im Zenit steht, das Aggressionspotential der Menschen und die Gewalttätigkeitsrate steigt um glatte 80 oder so Prozent. Das führt zu jeder Menge, wie Hedwig sie nennt, »Zenit-Opfer«. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht fürchtet die etwas zaghafte Conny, dass sie und Hedwig bald Eduards »Zenit-Opfer« werden könnten, denn »ungehalten« ist für Eduards Reaktion auf die wohlmeinende Übergriffigkeit Hedwigs ein nun wirklich nicht passender Ausdruck. Was aber dann bei Eduards letztem Versuch, die Damen aus der Wohnung zu werfen, passiert, ist eine grandiose Überraschung.


Dieser Film ist die Erstsemesterarbeit (aber nicht der erste Film) von Christian Bach aus seinem Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen München (HFF), und eine herrlich witzige, gut ausgedachte und hervorragend gespielte Arbeit ist sie außerdem. Dabei hatte das Team bei den Dreharbeiten mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Nicht zuletzt das Wetter war es, das beim Drehen nicht mitspielte, denn statt des sonst heißen Sommers gab es ausgerechnet zu den Drehtagen vor allem strömenden Regen, so dass sogar einige Außenszenen unter Schutzdächern und mit viel künstlichem Zusatzlicht gedreht werden mussten, um Sommerfeeling herzustellen, und der Schweiß musste den Schauspielern manchmal aus der Sprühflasche ins Gesicht praktiziert werden.

Ein sehr gelungener Film, spritzig, komisch, und am Ende sogar noch mit Tiefgang.