Webwecker Bielefeld: Flightplan

Echt: Die nervt...



Flightplan

Von Harald Manninga

Endlich wieder mal ein Film mit der großartigen Jodie Foster! Und dann auch noch von endlich mal wieder einem Regisseur aus Deutschland, der in Hollywood richtig Karriere machen könnte. Kommerziell jedenfalls hat Robert Schwentke (»Eierdiebe«, »Tattoo«), es mit seinem ersten Hollywood-Film direkt in die vordersten Ränge geschafft, der Film ist auch vier Wochen nach seinem US-Start dort noch unter den Top Ten. Das wird vor allem an Jodie Foster liegen, die ist nämlich mal wieder einfach nur gut.

Jodie Foster spielt die Flugzeugingenieurin Kyle Pratt. Die Amerikanerin hat mit Mann und Tochter lange in Berlin gelebt und gearbeitet, sogar so lange, daß das kleine Töchterchen Julia noch nie in der alten Heimat der Eltern war und sich sorgt, was es dort wohl so zu essen geben mag. Jetzt ist Kyles Mann tot, und Mutter und Tochter wollen seinen Sarg nach Hause in die USA überführen. Auf dem langen Flug schläft Mutter Kyle ein. Als sie wieder aufwacht, ist Tochter Julia verschwunden, und Mutter macht sich auf die Suche nach ihr, wobei sie zusehends hysterischer wird und einen kompletten Jumbo-Jet voller Fluggäste und Personal in Aufruhr bringt. Bis alle sie für einfach nur durchgedreht halten, was man ihr ja nachsehen muss, nach dem Verlust des Ehemanns. Es weist nämlich auch alles darauf hin, dass die Tochter wohl nie an Bord war und Muttern sich das Ganze nur einbildet.


Gespielt ist das hervorragend. Jodie Foster gibt als sorgende Mutter mal wieder alles, und das ist eben immer klasse, denn sie ist eben in etwa die Beste und kann wahrscheinlich gar nicht anders. Peter Saarsgard als Sicherheitsmensch, den nach dem »11. September« wohl alle US-Flugzeuge an Bord haben, damit sie sich um Störenfriede kümmern, dreht ebenfalls recht ordentlich auf. Es gibt auch viel vom Innenleben eines Jumbo-Jets zu sehen, wo ein Normalsterblicher ja nie hinkommt. Die Kamera von Florian Ballhaus ist streckenweise nahezu erstaunlich, wenn man sich mal die Enge in so einem Flugzeug vorstellt, auf anderen Strecken (und den längeren) aber langweilig: hauptsächliches »Stilmittel« sind Großaufnahmen der Gesichter der Akteure, die grade Dialog haben. Schwentkes Regie wirkt dabei nahezu routiniert, fast als hätte er nie was anderes als Hollywood-Filme gemacht. Von dem ist wohl noch viel zu erwarten.

Aber die Story... – Alter Grundsatz unter Kreativen ist ja: Wenn schon klauen, dann am besten bei den Besten. Und so stammt dann die Grundidee, dass wer wo verschwindet, wo man gar nicht verschwinden kann, aus einem Film von Hitchcock: Der hat das 1938 in einem der letzten Filme, die er noch in England gemacht hat, schon mal vorexerziert: »Die Dame verschwindet« hieß das damals, da verschwand eine ältere Dame völlig spurlos aus einem fahrenden Zug.

Was bei Hitchcock, oder vielleicht besser bei seinem Autor Sydney Gilliat noch eine spannende Geschichte hergab, wird bei den Autoren dieses Films, Peter Dowling und Billy Ray, zu einem eher faden Kaugummi, der vielleicht für 45 Minuten genügend Biss hergäbe, aber nicht für 100 Minuten. Die Differenz wird zwar mit einer Reihe ungewöhnlicher Einzelheiten aufgefüllt, etwa besagten Bildern von den Innereien eines Großflugzeugs, was sicher halbwegs interessant ist. Was aber dann so klischeehafte Dinge wie »verdächtig wirkende Araber« oder eine – oh – so »verständnisvolle« Psychotherapeutin (»Ist hier zufällig ein Arzt an Bord?!«) da sollen... Realitätsbezug in einem auf Dauer eher unglaubwürdigen Plot wieder herstellen wohl, aber das hätte man sachlicher haben können. Warum bindet man die hysterische und sicherheitsgefährdende Mutter nicht einfach irgendwo fest, und damit fertig? »Air-Marshalls« haben doch alles dabei, und in einem Jumbo-Jet wirds doch einen Raum geben, wohin man renitente Leute absondern kann.

Aber so hätte man eben nicht 100 Minuten vollgekriegt.


Ein Film mit Jodie Foster. Schon deswegen also trotzdem sehenswert.