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Drogenprostituierte unter Druck (Teil 2)



Dies macht eine Befragung von Drogenprostituierten im Hamburger Stadtteil St. Georg deutlich, die Heike Zurhold vom ›Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung‹ in Hamburg auf der Fachtagung vorstellte. Viele der Frauen bringen eine schwierige Lebensgeschichte mit: Deutlich über die Hälfte haben schon Gewalterfahrungen. Die Hälfte der Frauen sind von Familienangehörigen, Verwandten oder Bekannten körperlich misshandelt worden. Durchschnittlich waren sie dabei 7,6 Jahre alt. 48 Prozent der Frauen gibt an, von Familienangehörigen, Verwandten oder Bekannten zu sexuellen Handlungen gegen ihren Willen gezwungen worden zu sein. Im Schnitt waren sie dabei 9,2 Jahre alt.

Rund die Hälfte der Frauen wurde von den Eltern getrennt und fremduntergebracht. Bereits mit dem 14. Lebensjahr lebten 41,5 Prozent von ihnen nicht mehr bei den Eltern. Mehr als drei Viertel der Frauen ist bereits mindestens einmal von zuhause ausgerissen. Bedingungen, die ein geregeltes Leben kaum zulassen – und oftmals auf der Straße enden.

Vom Straßenkid bis zum Drogenkonsum ist es kein weiter Weg. Das Einstiegsalter bei Heroin und Kokain geben die befragten Frauen mit gut 15 Jahren an. Drogen kosten viel Geld. Viele der Frauen sehen keinen anderen Weg als anschaffen zu gehen. Die Befragten begannen im Schnitt mit 17,3 Jahren mit regelmäßiger Sexarbeit. Hier beginnt auch eine weitere Spirale: Die Sexarbeit wiederum verstärkt die Drogensucht. Als Prostituierte ist das Leben gefährlich: Viele Freier sind unberechenbar und brutal. Fast die Hälfte der Frauen ist während ihrer Tätigkeit als Prostituierte vergewaltigt worden.

Der gewachsene Strafverfolgung macht es denjenigen, die die Frauen unterstützen wollen, schwer: Sie sind vor allem in den Bereichen Gesundheitsförderung und Gewaltprävention aktiv. In einem repressiven Klima ist es jedoch schwerer, mit den Frauen in Kontakt zu treten. Die Betroffenen haben mehr Angst, überhaupt auf eine solche Einrichtung zuzugehen.


Lobby bauen

Desto wichtiger sei es, eine Lobby für Veränderungen zu Gunsten der betroffenen Frauen zu finden, sagt Sabine Sauer, Streetworkerin der Bielefelder Aids-Hilfe. Ein erster Schritt wäre, eine bundesweite Vernetzung der Projekte, die in der Beschaffungsprostitution tätig sind, hinzukriegen. Aber nicht nur Lobbyarbeit, sondern auch eine Vernetzung aus fachlicher Perspektive für die Streetworkerinnen ist nötig. Die Tagung in Bielefeld war dazu ein erster Schritt.


Die einzelnen Tagungsbeiträge werden demnächst auf den Seiten des SKPR veröffentlicht: www.skpr-bielefeld.de