Webwecker Bielefeld: sobiborraum01

Ort der Erinnerung (21.09.2005)





Das kleine Museum nimmt Gestalt an



Eine kleine Gruppe reiste vor zwei Wochen aus Bielefeld nach Sobibor im östlichen Polen,um auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers in ehrenamtlicher Arbeit mit dem Aufbau eines Gedenkraums zu beginnen, dass an die 250.000 dort von den Nationalsozialisten Ermordeten erinnert.


Von Manfred Horn

Es ist nicht mehr viel geblieben: Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslager Sobibor finden sich heute nur noch ein kleines Museum, ein Aschehügel und ein Monument, die an die Schrecken der Vergangenheit erinnern. Sobibor liegt im östlichsten Polen, kurz vor der ukrainischen Grenze. Heute ist die ärmliche Region ob ihrer Seen ein beliebtes Urlaubsziel. Dabei war Sobibor während des Nationalsozialismus eines der drei Vernichtungslager, in über zwei Millionen Menschen ermordet wurden.

Die Lager hießen Belzec, Treblinka und Sobibor, alle lagen im heutigen Polen. Die Vernichtung vor allem von Juden trug den Namen ›Aktion Reinhardt‹. Der Name der Aktion bezog sich ursprünglich auf den Staatssekretär im Reichsfinanzministerium Fritz Reinhardt. Im Juli 1942 beauftragte Reichsinnenminister Heinrich Himmler, systematisch alle Juden, die in den fünf Distrikten des Generalgouvernements Warschau, Lublin, Radom, Krakau und Lvov lebten, zu ermorden. Im Laufe der ›Aktion‹ wurden aber Juden aus ganz Europa in den drei Lagern umgebracht.


Kreis hat kaum Geld

Während der polnische Staat das Gedenken im ehemaligen Vernichtungslager in Belzec finanziell unterstützt, fließt nach Sobibor kein Geld. Hier ist, wie auch in Treklinka, der Kreis zuständig. Unterstützung von anderen Ländern kommt nicht an. Die wird zwischen Staaten abgewickelt, die deutsche Bundesregierung etwa gibt kein Geld an eine Gemeinde. So hat Marek Bem, Direktor des Heimatmuseums im Kreis Wlodawa, einen schweren Stand: Mit einem Etat von rund 50.000 Euro muss er gleich drei Museen betreiben, Ausstellungen und Personalkosten inklusive. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der kleinen Stadt Wlodawa, für das Museum auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers bleibt kaum Geld.

Dennoch ist dort eine kleine Gedenkstätte entstanden. Im Erdgeschoss dokumentieren Wandtafeln die ›Aktion Reinhard‹. Nachdem die ›Aktion Reinhardt‹ im November 1942 abgebrochen wurde, rissen die Nationalsozialisten die Anlagen ab und der Boden wurde umgepflügt. Nichts sollte mehr an die Vernichtung von 250.000 Menschen an diesem Ort erinnern.

Seit acht Jahren nun halten Raphaela Kula und Fritz Bornemeyer aus Bielefeld Kontakt zu der Gedenkstätte. Damals reiste sie nach Polen und besichtigte die drei Vernichtungslager. Vor drei Jahren dann entstand gemeinsam mit dem Kasseler Bildungswerk ›Stanislaw Hantz‹ und der niederländischen Stiftung Sobibor die Idee, eine Allee für die Opfer zu schaffen (WebWecker berichtete). Man wollte statt eines großen Waldes des Vergessens eine Allee schaffen, die an die Opfer erinnert. Inzwischen ist ein Schotterweg fertig, der zwei Punkte verbindet: Die Rampe, an der die Deportierten ankamen, und die Gaskammer. Der letzte Weg vieler Menschen. Die Gedächtnisallee ist auch ein erster Schritt, die Topographie des Vernichtungslagers deutlich zu machen. Es fehlt an Plänen, Wegen und Markierungen auf dem Gelände.





Die Allee zum Gedenken an die Ermordeten