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Ein bißchen von beidem (31.08.2005)
Gedachten gemeinsam: Angelika Vogel (Vorsitzende Verein Aids-Hilfe), Peter Struck (Geschäftsführer Aids-Hilfe) und Oberbürgermeister Eberhard David
Von Manfred Horn
Wie damit umgehen, dass es seit nun 20 Jahren den Verein Aids-Hilfe in Bielefeld gibt? Der Verein war sich selbst wohl auch nicht ganz sicher: Feiern und trauern oder gleich beides? So wählte man die Capella Hospitalis am städtischen Krankenhaus als Veranstaltungsort. Dort hatte man einen sichtbar sakralen, zumindest gedenklichen archtitektonischen Rahmen, konnte aber zugleich auch unbedenklich ein bisschen feiern. Schließlich ist die Kapelle ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet, nämlich Kapelle zu sein. Auch der Zwischenschritt, die Nutzung als Teil des Instituts für Pathologie, ist Geschichte. Dank einer quirligen Bürger-Initiative ist die Capella seit gut zwei Jahren ein ansprechender Kunst- und Kommunikationsraum.
So standen am Freitag Vormittag die Häppchen neben dem Gedenken an ehemalige Aktive, die an Aids gestorben sind. Schließlich ist Aids einerseits nach wie vor eine tödliche Krankheit, anderseits hat sich das Hilfenetz gut entwickelt. Oberbürgermeister Eberhard David dankte in seinem Grußwort dem Verein Aids-Hilfe ausdrücklich. Aids sei »eine Erscheinung unserer Zeit, die der unablässigen Aufklärung bedarf«. Ziel aller Bemühungen sei es, alles für ein besseres und längeres Leben der Kranken zu tun. Der Kampf gegen Aids müsse auch weiterhin nicht nur medizinisch, sondern auch gesellschaftlich erfolgen. Es gelte, ein Klima der Solidarität und Nicht-Ausgrenzung zu erzeugen. Als Peter Struck, Geschäftsführer der Aids-Hilfe, dann in seiner Rede von den Schwierigkeiten berichtete, eine von Hiv-Positiven geführte Tierpension auf Bielefelder Grund zu errichten, zückte der Oberbürgermeister auch gleich Bleistift und Block, um sich Notizen zu machen und in der Stadtverwaltung anzufragen, wie geholfen werden kann.
Tierpension noch ohne Heimat
Die Tierpension »Ein Hotel für alle Fälle« ist das neueste Projekt der Aids-Hilfe. Seit 1. Juli bereiten sich 24 Hiv-Positive, die zum Teil auch Drogenkonsumenten sind, auf ihre Tierpension vor. Angeleitet von einer Tierpflegerin und zunächst im Rahmen von Ein-Euro-Jobs, koordiniert mit Arbeit-Plus, der Agentur in Bielefeld, die für die Menschen mit Arbeitslosengeld-II-Bezug zuständig ist. Die ganze Sache hat bisher allerdings einen Hacken: Ein passendes Haus für die Tierpension konnte noch nicht gefunden werden. 13 Objekte wurden in Betracht gezogen. Einige schieden aus, Lärmbelästigung durch Hundegebell ist ein Problem. So richtig unmöglich wurde es immer dann, wenn die Nachbarn erfuhren, dass nicht nur kläffende Köter einziehen, sondern auch Aids-Kranke und Drogenabhängige. Nun aber steht die Aids-Hilfe vor einem Mietabschluss und hofft inständig, dass alles nicht doch wieder im letzten Moment platzt.
Die Tierpension zeigt, dass Ausgrenzung nicht der Vergangenheit angehört. Sie zieht sich vielmehr wie ein langer, borstiger Faden durch die Geschichte, auch wenn einiges besser geworden ist. Sex, Drogen, Blut, diese Mischung ließ in den 1980ern die Volksseele kochen. Einige Medien spielten eine unrühmliche Rolle. So erinnerte Dirk Meyer, Geschäftsführer der Aids-Hilfen in NRW, in seinem Vortrag am Freitag Vormittag an den Spiegel, der so richtig für Panik und Fehlinformationen sorgte: Laut Spiegel sollte 1994 auch der letzte Deutsche an Aids erkrankt sein, zwei Jahre später die deutsche Bevölkerung aussterben.
Ein bißchen von beidem (Teil 2)
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