Von Manfred HornDer Offene TV-Kanal hat einen neuen Namen. Was als Bivisio begann ein Name, der wegen Rechtsansprüchen wieder abgegeben werden musste wird nun Kanal 21. Die neue Bezeichnung passt: Denn seit Freitag hat das Bürgerfernsehen endlich die heißersehnte Sendelizenz. Nun kann auf dem Sonderkanal 21 im Kabelnetz von 17 bis 2 Uhr munter gesendet werden Anhänger von BBC und TV5 hingegen gucken dort künftig in die Röhre.
Am vergangenen Freitag entschied die Landesanstalt für Medien im Sinne der Kanalarbeiter. Nun läuft der Countdown. Bis zum 23. September wollen Macher soweit sein, dass tatsächlich auf Sendung gegangen werden kann. Es gilt noch, das eine und andere Kabel zu ziehen, damit die Verbindung zum Telekom-Hochhaus in der Innenstadt steht. Von dort aus geht das Signal dann an ish, dem privaten Kabelanbieter in NRW.
Der Weg bis zur Erteilung der Sendelizenz war lang. Vor gut drei Jahren begann der Kanal eigene Beiträge in 264 Haushalte der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft zu senden, der Probebetrieb begann. Jetzt erst hat der Sender die Lizenz, ins komplette Bielefelder Kabelnetz einzuspeisen und erreicht damit 82.000 Haushalte.
Der Kanal 21 ist ein ausschließlich lokaler, nicht-kommerzieller Sender, der allen Bürgern die Möglichkeit bieten will, eigene Fernsehbeiträge zu produzieren und zu senden. Damit entsteht eine Parallelstruktur zum bürgernahen Radio: Dort gibt es in NRW die Sonderform des Bürgerfunks, hinzu kommen diverse Campus-Radios wie Hertz 87,9, die von Studierenden lokal produziert werden.
Schon seit einigen Jahren hat Kanal 21 Räume auf dem Gelände der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB). Dort wurde fleißig umgebaut, im vergangenen Jahr konnte das eigene Studio eröffnet werden, das neben Schnitt- und Seminarräumen den produzierenden Redaktionen zur Verfügung steht. Es gibt auch schon einige Redaktionen, die das Programm füllen. Geschäftsführer Dirk Rehlmeyer hofft, dass unter anderem künftig einmal im Monat Campus TV auf Sendung geht, zweimal im Monat Wohnen in Bielefeld. Beide sind Kooperationsprojekte. »Wir wollen gemeinsam mit Trägern, Einrichtungen und Institutionen agieren«, betont Rehlmeyer, man begreife sich als Dienstleister für lokale Öffentlichkeitsarbeit.
Neben den Kooperationen finden sich auch ganz klassische Redaktionen: Ein Seniorenstammtisch produziert eine monatliche Talk-Show, eine Musikredaktion schneidet Konzerte mit. Auch eine Kochsendung ist geplant. 100.000 Euro jährlich erhält der neue Kanal fortan für seine Arbeit von der Landesanstalt für Medien, für den Start gibt es noch mal rund 20.000 Euro extra, um weitere technische Geräte anzuschaffen. Wer bei Kanal 21 produzieren will, aber keine eigene Kamera hat, kann sich dort eine leihen allerdings für zehn Euro am Tag. Individuelle Beteiligung ist erwünscht, die Kanalmitarbeiter wollen aber eher die redaktionelle Arbeit fördern. Teambildung ist also gefragt.
Was dann ab 23. September zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Ein Programmschema gibt es noch nicht. Klar ist aber, dass Kanal 21 nicht neun Stunden live senden wird. Jeden Tag eine Stunde neues Material on Air heißt die Richtung, wobei dafür auch auf Konserven zurückgegriffen wird: Schließlich wurde schon drei Jahre lang sendefähiges Material produziert, Institutionen wie die Fachhochschule wollen ebenfalls liefern. Die überwiegende Zeit werden zunächst Wiederholungen laufen.
Zum tatsächlichen Sendestart am 23. September veranstaltet Kanal 21 ein Fest, gemeinsam mit der GAB, die ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Buntes Treiben ist dann auf dem Gelände an der Meisenstraße angesagt, und zwar über zwei Tage. Den Samstag, 24. September, feiert man gleich weiter. Das Programm ist so kunterbunt wie die GAB insgesamt: Es reicht vom Shanty-Chor über »Rock mit deutschen Texten« bis hin zu MC Clef, einem Rapper aus Sieker.
Kanal 21 im Netz: www.kanal-21.de