Webwecker Bielefeld: Schlüssel

Es kracht im Oberstübchen



»Der verbotene Schlüssel«

Von Harald Manninga

Abergläubische Leute wussten es ja schon immer: Von Geisterhäusern sollte man sich besser fernhalten. Für manche Filme gilt dasselbe.

Die junge Krankenpflegerin Caroline (Kate Hudson) ist angewidert von seelenloser Krankenhausroutine und verdingt sich als Privatpflegerin bei einem älteren Ehepaar, dessen männlicher Teil (John Hurt) nach einem Schlaganfall so gut wie völlig gelähmt ist. Nach einer kleinen Weile fallen ihr gewisse Unstimmigkeiten auf, denen sie nachzugehen beginnt.

Das Haus, in dem die drei zusammen leben, hat nämlich eine unheimliche Geschichte: Vor mehreren Generationen gab es hier zwei Haussklaven, Papa Justify und Mama Cecile, die sich mit Hoodoo auskannten und unter mysteriösen Umständen umkamen. Seitdem scheint es hier zu spuken. Vor allem in einem verschlossenen Zimmer auf dem Speicher, wo Justify und Cecile ihr Refugium hatten. Scheint, denn man muss schon dran glauben, sonst klappts nicht. Die beiden Alten glauben dran und haben deshalb zum Beispiel alle Spiegel aus allen Zimmern des Hauses verbannt, weil in ihnen die Geister dieses Hauses zu sehen sind, was die Rentner verständlicherweise nicht so gern haben.

Nach und nach kommt Caroline den Geheimnissen auf die Spur, und von denen gibt es einige, denn schließlich spielt das Ganze in den Südstaaten der USA, abgelegene Villa in den Sümpfen, eine Stunde Autofahrt von New Orleans entfernt. Und diese Gegenden sind ja bekannt für ihre Geister und dergleichen, mit denen sich vornehmlich die schwarze Bevölkerung befasst, Nachkommen der Sklaven von den Baumwollfeldern.

Fehlt nur noch ein schmieriger, windiger Anwalt, und dann hat man ungefähr alles da, was man an Klischees so braucht, um ein Geschichtelein zu stricken. Und siehste, da ist er auch schon, gespielt von Peter Sarsgaard (bei uns zuletzt in »Garden State« zu sehen gewesen), und beschäftigt sich mit dem Testament der beiden Alten.


Immerhin: Es gibt ein neues Wort zu lernen. »Hoodoo«. Das ist so ähnlich wie Voodoo, aber dann doch nicht. Um es mit den Worten einer Figur des Films zu sagen: »Voodoo ist eine Religion, Hoodoo ist Zauberei.« Damit wird außerdem sowas wie der Schlüssel zu diesem Film geliefert: »Film ist eine Kunstform, ‘Der verbotene Schlüssel’ ist...«

Nun, jedenfalls kein Horrorfilm. Was er ja aber gerne wäre, zumindest haben Drehbuch und Regie ihn wohl so gemeint. Oder warum hätten sie sonst alles, was man gemeinhin von Horror erwartet, zusammengepackt? Und dann aber derart langweilig auf eine Perlenschnur gereiht, dass es im Gebälk kracht? – Ein Freund von Harry Rowohlt hat ihm mal in einem Brief geschrieben: »Im Kino einschlafen heißt, dem Film vertrauen.« So gesehen ist dieser Film ziemlich vertrauenswürdig. Die letzten 10 Minuten bringen zwar etwas Tempo rein, aber das reicht dann auch nicht.

Die Einfallslosigkeit des Drehbuchs von Ehren Kruger, der auch schon die Thriller »The Ring«, und, Überraschung: »The Ring II« geschrieben hat, ist eine schlichte Frechheit. Dabei war das ja vielleicht sogar gut gedacht, denn die Lösung in den besagten letzten 10 Minuten hat einiges in sich. Aber wer möchte nur ein Zehntel eines Films lang von ihm gefesselt sein? Regisseur Softley kriegts demgemäß auch nicht hin, das aufzupeppen. Und spielerisch schafft selbst Gena Rowlands als liebende alte Ehefrau es nicht, was rüberzubringen. John Hurt dagegen haucht dem Gelähmten, den er spielt, zwar streckenweise geradezu unheimliches Leben ein, aber auch das ist mehr eine Einzelleistung denn was Tragfähiges. Kate Hudson als Krankenpflegerin ihrerseits darf schon gar nicht auftrumpfen, weil sie ja, lt. Drehbuch, erst langsam - und oh, wie langsam - den Dingen auf die Schliche kommt.

Das gruseligste an »Der verbotene Schlüssel« ist, dass er 104 Minuten dauert. Und das beste daran wiederum ist, dass auch die irgendwann vorbeigehen.