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Geld ist Zeit (03.08.2005)





Tauschbörsen bieten diverse Leistungen, ohne dass ein Cent fließt. Zeit ist die Währung der Mitglieder. Initiative und Eigenverantwortung sind gefragt, sonst klappt der Austausch nicht, sagen die. Meistens klappt’s aber. (Bild: 42/ Die Mehrung)

(aigiko) Martin passt auf Sarahs Kinder auf, Sarah bearbeitet Ulrichs Urlaubsfotos am PC. Ulrich wäscht Gabys Auto, Gaby fährt mit Lieselotte zum Großeinkauf, Lieselotte liest Martins Mutter Gedichte vor, weil die sich krank im Bette langweilt. Wenn es ihr besser geht, wird Martins Mutter Sarahs Tochter zeigen, wie man Perlen flicht, aber das führt an dieser Stelle schon zu weit.

Ausnahmsweise passt das Bild: Der ideale Tauschring funktioniert wie ein Perpetuum mobile. Mit dem, was er/sie kann und gern macht, speist ein Mitglied das System. Was er/sie an Einsatz gibt, kann er/sie herausnehmen. Kein Angebot ist mehr wert als das andere, als Währung gilt allein die Zeit, die ein Mitglied des Tauschrings fürs andere aufgebracht hat. Kein Pfennig fließt, keine Ware wechselt den Besitzer, und doch hat jeder das, was er braucht.

Paradiesisch. Wo ist der saure Apfel? Eigenverantwortung und Initiative sind gefragt. Vor dreizehn Jahren wurde der erste Tauschring in Halle an der Saale gegründet. Heute sind es über 300 mit geschätzt 30.000 Mitgliedern und einem geschätzten Umsatz von Leistungen in einem Marktwert von 12 Millionen Euro, würden sie gegen Geld erbracht. Geld fließt nirgends. In Hessen werden »Talente« getauscht, in Bayern »Wendelsteine«, in Bremen »Prinzen«. »Zeit.Punkte« wechseln im Bielefelder Tauschring e.V. die BesitzerIn.


Zeit.Punkte sammeln

Dessen rund hundert Mitglieder zahlen 20 Euro Jahresgebühr plus fünf Zeitpunkte monatlich für ihre Beteiligung, das entspricht einer Viertelstunde Einsatz. Jedes neue Mitglied stellt sich und seine Angebote mit Bild in der Marktzeitung vor, in der jeder seine Talente anbietet. Umzugshilfe, Musik- oder Sprachunterricht, nähen, kochen, Rechner wiederbeleben, der Tauschring bietet eine verlockende Bandbreite von der einfachsten nachbarlichen Handreichung bis zu Jonglage und Trommelworkshop.

Tauschringe leben von den persönlichen Kontakten, die seine Mitglieder schließen. Ein bisschen sozialer Druck ist wohl auch dabei, damit die Zahl derjenigen, die ihr Konto bis zum höchsten Minusstand ausreizen und sich dann absetzen, niedrig bleibt. Soll schon mal vorkommen.

Der Bielefelder Tauschring trifft sich am 23. August von 19 bis 21.45 Uhr zum „Tauschrausch“ in der Bürgerwache, Raum 07 (unten links). Thema des Flohmarkts sind Küche und Garten. Weitere Infos auf www.tauschring-bielefeld.de


Allgemeine Informationen zu Tauschringen unter www.tauschring.de www.tauschringportal.de www.tauschring-archiv.de

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