Arbeit plus zieht positive Bilanz (Teil 3)
Selbstkritisch gab sich die Geschäftsführung an dem Punkt der beruflichen Weiterbildung: »Hier sind wir noch nicht so weit«. Noch seien nicht alle ALG-II Empfänger mit ihrem Profil erfasst, schließlich müssten Maßnahmen und Klienten zusammenpassen, erklärt Radloff. Früher habe es Bildung auf Vorrat gegeben, heute dürfe nach dem SGB II nur noch in Weiterbildungsmaßnahmen investiert werden, wenn eine 70-prozentige Vermittlungschance auf den Arbeitsmarkt bestehe. »Das ist bei der Arbeitsmarktlage bei diesen Klienten aber eher selten«, sagt Radloff. Zwei Drittel der ALG-II-Empfänger in Bielefeld haben keine Berufsausbildung. Für 2005 strebt man 280 Förderungen in der beruflichen Weiterbildung an. Davon haben bis Ende Juni aber gerade mal 24 ALG-II-Empfänger profitiert.Aktivieren will Arbeit Plus in modifizierter Form auch wieder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Noch ist keine Stelle eingerichtet, aber im Jahresplan sind 100 ABMs vorgesehen.
»Wir stellen Weltbilder um«Qualifizierung sei aber auch anders möglich, sagt Kreft: »Ein-Euro-Jobs spielen eine Rolle«. Arbeit Plus legt bei diesen Jobs 1,50 Euro die Stunde auf das ALG-II-Geld drauf. Insgesamt bemühe man sich, die Arbeitslosen fit für den Arbeitsmarkt zu machen. So gebe es auch Deutschkurse für Migranten rund drei Prozent des Klientels habe keine Deutschkenntnisse. Aktiviert wird schließlich jeder aus der Bedarfsgemeinschaft, der über 16 Jahre ist und nicht in Arbeit oder Ausbildung steckt. So bekommen auch die Frauen die der patriarchalen Arbeitsteilung folgend bisher unentgeltlich im Haus arbeiten, verbindliche Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote. »Da stellen wir auch Weltbilder um«, sagt Radloff. Über die Kehrseite kann er jedoch nichts genaues sagen, klar ist aber: Wer sich verweigert, wird sanktioniert. Wer ein Angebot von Arbeit Plus ablehnt, erfährt zunächst eine zehnprozentige Kürzung der Bezüge. Auch wer sich selbst unabgesprochen einen Urlaub genehmigt, dem wird das ALG-II zusammengestrichen. Dies geht dann immer so weiter, bis dahin, dass es überhaupt kein ALG-II mehr gibt. Wieviele davon betroffen sind, gibt Arbeit Plus nicht bekannt. Nur soviel: »Rund 20 Prozent der Gespräche werden nicht wahrgenommen«, sagt Radloff.
Für die Gespräche sind bei Arbeit Plus persönliche Ansprechpartner eingestellt, kurz Pap. Rund 75 Kunden kommen im Bereich der unter 25-Jährigen auf einen Pap, im Erwachsenenbereich sind es 200. Bei der Agentur für Arbeit sei das Verhältnis vor Jahreswechsel bei 1 zu 700 gewesen, die Vorgabe aus Nürnberg lautet heute 1 zu 150. Die beiden Geschäftsführer sind zuversichtlich, das Loch noch füllen zu können. »Es fehlen 46 Stellen. Sobald die genehmigt sind, werden die Stellen auch besetzt«, sagt Radloff.