Hilfreich ist da die Zusammenarbeit mit der Sewalanka Foundation, einer Nichtregierungsorganisation, die seit Jahren in Sri Lanka beheimatet ist und die, ethnisch übergreifend, vor allem im ländlichen Raum aktiv ist. Die Welthungerhilfe ist bereits seit 20 Jahren aktiv in Sri Lanka. Dies schützte sie aber auch nicht vor behördlicher Willkür. »Die Regierung in Colombo trifft Entscheidungen, denen wir uns fügen müssen«, bedauert Rottländer. So habe die Regierung die Dörfer und Gebiete neu zugeteilt, in denen die Hilfsorganisationen aktiv sein können.
Für die Stadt Bielefeld scheint die Welthungerhilfe wiederum ein idealer Partner. Die Organisation ist konfessionell und politisch unabhängig und agiert weltweit. 2004 hatte die Organisation rund 100 Millionen Euro zur Verfügung, davon ein Drittel aus Spenden. Alleine für die Tsunami-Opfer kamen inzwischen über 30 Millionen Euro zusammen, die für langfristige Hilfe ausgegeben werden sollen. Die Welthungerhilfe war wohl auch naheliegend für die Stadt, weil mit Volker Hausmann ein ehemaliger Bielefelder Oberstadtdirektor Geschäftsführer der Stiftung Welthungerhilfe ist.
Schwierige SchuleDie Stadt strebt aber auch eine Kooperation mit der GTZ, einer halbstaatlichen Entwicklungshilfeorganisation, an. Mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit soll eine Schule umgesetzt werden. »Das ganze gestaltet sich schwierig«, sagt Sandra Tappert. Geplant ist eine sogenannte »1AB«-Schule, die zu einem Bildungsabschluss vergleichbar mit dem Fachabitur führen soll. Ingesamt 725 Schüler von der 6 bis 13 Klasse sollen Platz finden. Die Schule gab es schon, die Gebäude wurden durch die Flutwelle teilweise zerstört. Seitdem findet der Unterricht unter freiem Himmel statt. »Es steht noch einiges von der Schule, aus unserer Sicht könnte man sie wiederaufbauen«, findet Tappert. 150.000 Euro will die Stadt Bielefeld für die Schule geben, über einen Kostenvoranschlag ist das Bemühen aber noch nicht hinausgekommen. Denn solange vor Ort nicht geklärt ist, ob die Schule auf den alten Fundamenten wieder errichtet oder an anderer Stelle völlig neu gebaut wird, sind der Stadt die Hände gebunden.
Einen Fortschritt in Sri Lanka in Sachen Fluthilfe sieht Eva Gerharz, Entwicklungssoziologin der Bielefelder Universität. »Ich bin froh, dass der Joint Mechanism nun unterschrieben ist«. Der Joint Mechanism or the Post Tsunami Operational Management Structure (PTOM), der Ende Juni unterzeichnet wurde, regelt die Verteilung der Hilfsgelder zwischen Regierung und Tamil Tigers (LTTE). Damit hat die LTTE nun erstmals selbst Zugang zu internationalen Hilfsgeldern. Zuvor gab es praktisch keinen Mittelfluss in die Region, der nicht staatlich kontrolliert war, Ausnahmen bildeten lediglich Schule und Gesundheit. Einschränkend verweist sie aber darauf, dass es auch vielen Menschen im Landesinneren schlecht gehe. Und besonders bedenklich findet sie, dass Muslime in den Joint Mechanism nicht miteinbezogen werden. Denn während im Norden Sri Lankas fast ausschließlich Tamilen leben, zeigt sich die Situation im Osten anders: Dort leben Singalesen, Tamilen und eben auch Muslime.